Vor zwei Jahren feierte sie noch stolz ihr 175-jähriges Bestehen. Nun hat ein arabisches Finanzinstitut die Genfer Privatbank Gonet überraschend übernommen. Was ist geschehen?
Die in jordanischem Besitz befindliche Arab Bank (Switzerland) hat die Mehrheit an der Genfer Privatbank Gonet übernommen, wie die beiden höchst unterschiedlichen Institute am Donnerstagnachmittag überraschend mitteilten.
Konkret wird die 60-jährige Arab Bank (Switzerland) eine Mehrheit an der Familienholding übernehmen, die wiederum das 1845 gegründete Geldhaus besitzt. Nicolas Gonet, derzeitiger CEO der Familienbank, wird seinen Posten Anfang 2023 an Jean-René Lepezel, Mitglied des Exekutivkomitees und seit 2017 Leiter des Bereichs Private Banking, übergeben.
Neue Führungscrew und alte Bekannte
(Jean-René Lepezel, Serge Robin, Nicolas Gonet, von links, Bild: Gonet)
Gonet wird dem Verwaltungsrat «seiner» Bank beitreten, dessen Präsident er 2024 wird, und auch im Verwaltungsrat der Arab Bank (Switzerland) sitzen. Serge Robin, CEO der Arab Bank (Switzerland) wiederum, wird dem Verwaltungsrat von Gonet beitreten, wie weiter zu erfahren war. Er (Robin) kennt die Bank Gonet gut, da er dort von 2010 bis 2018 als Teilhaber und später stellvertretender CEO war.
Die beiden Banken sind von ähnlicher Grösse (6 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen bei der Arab Bank und 5,5 Milliarden Franken bei Gonet) und werden weiterhin getrennt voneinander existieren, wobei sie ihre Eigenständigkeit, ihren Namen und ihre Banklizenz behalten.
Beide werden künftig von einer neuen Holdinggesellschaft gehalten. Die Bank Gonet hatte vor rund zwei Jahren nach Zürich expandiert, wie auch finews.ch berichtete.
Gastronomie statt Banking
Die Transaktion wird offiziell als «strategische Partnerschaft» dargestellt, die den Kunden beider Banken Zugang zu einem erweiterten Angebot an Produkten und Dienstleistungen verschaffen soll, wie einer Medienmitteilung zu entnehmen ist. Tatsache ist indessen auch, dass die beiden Institute in ihrer Ausgestaltung kaum die kritische Grösse besitzen, um im hart umkämpften und höchst regulierten Private-Banking-Umfeld der Schweiz langfristig zu bestehen.
In Genfer Finanzkreisen war am Donnerstagabend zu vernehmen, dass Nicolas Gonet, der keine Familiennachfolger hat, die in der Lage wären, die Bankgeschäfte weiterzuführen, sich künftig lieber seinen anderen Interessen zu widmen, insbesondere der Gastronomie, namentlich seinem Restaurant «Le Lyrique» im Genfer Bankenviertel.