Die UBS schneidet sich ein Stück von Amazon ab und lanciert eine weitere Online-Plattform. Dabei geht es ums Kerngeschäft im Schweizer Retailbanking.
Key 4, der Name ist Programm: Verballhornt zu «key for» soll die digitale Hypotheken-Plattform der UBS «Kunden einen Schlüssel zum eigenen Zuhause» bieten, wie die Grossbank zum Start des neuen Diensts am Freitag erklärte. Auf der Plattform bieten ausgewählte Schweizer Drittinvestoren und natürlich die UBS selber Finanzierungen von selbstgenutztem Wohneigentum für Privatkunden an.
Die UBS ist sich gewohnt, die grösste Schweizer Bank zu sein. Doch im Bereich der Online-Hypothekenvermittler ist sie dies nicht. Dort gibt das Fintech Moneypark den Ton an, eine Tochtergesellschaft des Versicherers Helvetia. Wie UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann (Bild unten) am Freitag vor Journalisten erklärte, soll sich das ändern. «Mit Key 4 streben wir die Marktführerschaft im Plattformgeschäft und der Vermittlung von Hypotheken an mit einem mittelfristigen Hypothekarvolumen von 5 bis 10 Milliarden Franken.»
Gezähmte Konkurrenten
Die Grossbank hat vor allem digital-affine Neukunden im Auge: Im hiesigen Hypothekenmarkt sind jährlich rund 130 Milliarden Franken in Bewegung, davon geschätzte 6,5 Milliarden Franken (geschätzter Wert für 2020) in digitalen Hypotheken. Von diesem Kuchen möchte sich die UBS ein grosses Stück abschneiden. Mit der entsprechenden App kann die Klientel innert Minuten ein Hypotheken-Gebot aufs Smartphone holen. Für ein verbindliches Angebot müssen die Nutzer dann allerdings einen Telefontermin ausmachen.
Hinter den Angeboten stehen – ausser der UBS – institutionelle Anleger, die Hypotheken als Anlage betrachten. Diese Kräfte haben in den letzten Jahren den Banken viel Neugeld weggeschnappt. Auf der Plattform werden sie nun zu Partnern domestiziert. Zutritt erhalten dort auch andere Banken, und sogar die Erzrivalin Credit Suisse, wie die fürs Schweizer Plattformgeschäft zuständige Martha Böckenfeld (Bild unten) erklärte: «Auch die Credit Suisse ist bei uns sehr welcome.»
Mit Atrium 1,4 Milliarden Franken vermittelt
Bereits vor drei Jahren lancierte die UBS die Kredit-Plattform Atrium im Bereich Renditeliegenschaften, die nach demselben Prinzip funktioniert und hinter der die gleichen Macher stehen wie nun bei Key 4. Mit Atrium hat die Grossbank seither ein Volumen von 1,6 Milliarden Franken zwischen Hypothekarnehmern und Investoren vermittelt. Key 4 zählt nach Angaben der Bank zum Start eine «Handvoll» Kreditgeber.
Doch laut Böckenfeld, die letzten November direkt in die Geschäftsleitung von UBS Schweiz einstieg und den eigenen Geschäftsbereich Digital Platforms & Marketplaces anführt, ist das erst der Anfang. Sie ist die Vorkämpferin für die Integration der Plattform-Ökonomie beim Institut und hat nach eigenen Angaben bereits weitere Projekte im Köcher. Die blieben allerdings geheim.
Fee statt Zins
Derweil bilden Atrium und Key 4 auch die Basis für ein Ökosystem – abermals ein Schlagwort des Digital Banking. Die Plattformen sollen weitere Services anbieten, auch dank Partnerschaften mit ausgewählten Drittparteien. Damit sollen Kunden Informationen und Lösungen aus einer Hand zu allen Fragen rund ums Thema Wohnen und Eigenheim-Finanzierung erhalten, wie es hiess. Das Ziel ist, mit den Kunden über die Laufzeit der Hypothek hinweg möglichst vielfältig zu geschäften. Der Hypozins wird dabei von der «Fee» für Vermittlung und Beratung abgelöst. Für die Bank insofern ein interessantes Geschäft, weil es kein Kapital bindet.
Zum Ökosystem zählt schon jetzt der Schweizer Online-Immobilienmarkt Homegate.ch. Weitere Partner könnten Folgen, etwa Versicherer. «Plattformen zeichnen sich dadurch aus, dass sie offen sind für alle interessierten Parteien», erklärt Böckenfeld.
Fight der Ökosysteme
Indes, auf den Zug sind mittlerweile schon andere Banken und Finanzunternehmen aufgesprungen. Dieser Tage kündeten Raiffeisen und die Mobiliar eine digitale Wohneigentümer-Plattform an, die voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 «live» geht. Für Key 4 ist das eine ernstzunehmende Konkurrenz: Raiffeisen ist die Nummer eins im Schweizer Hypogeschäft; die Mobiliar dominiert das Geschäft mit Haushaltsversicherungen.
Am Horizont zeichnet sich bereits eine neue Wettbewerbs-Konstellation ab. Nicht die Banken und Versicherer treten einander gegenüber – sondern ein Ökosystem gegen das andere.