Vordergründig ist das Swiss Private Banking in sehr guter Verfassung. Doch die Durchschnittswerte der Schweizer Privatbanken zeigen nur das halbe Bild. Der Abstand zwischen den guten Performern und den Banken mit Schwierigkeiten hat sich viel schneller vergrössert als noch in den Vorjahren. Die Gründe.
«Corona und seine Folgen für die Privatbanken haben den Trend noch akzentuiert», sagte Christian Hintermann, bei KPMG Partner Financial Services, bei der Vorstellung der alljährlichen Studie zu Lage der Branche am Montag in Zürich. «Die Branche driftet weiter auseinander, und die Unterschiede akzentuieren sich.»
Während die grossen Banken mit verwalteten Vermögen über der Marke von 25 Milliarden Franken am stärksten vom wachsenden Nettoneugeld profitierten, konnten die kleineren Institute zumeist nur wenig zulegen, oder sie verloren sogar Assets. Die Marktperformance habe dabei kaum eine Rolle gespielt, da die starke Erholung in der zweiten Jahreshälfte den Einbruch aus dem Frühjahr noch gerade ausgleichen konnte, so Hintermann weiter.
Die Nase vorn
Auch bei der Kundengewinnung hatten die grossen Banken zumeist die Nase vorn. «Es ist ihnen gelungen, Neukunden zu gewinnen und das Offshore-Geschäft in der Schweiz zu stärken.» Als Gründe dafür sieht der KPMG-Bankenexperte etwa die geopolitische Unsicherheit sowie den guten Ruf der Schweiz als «sicheren Hafen».
Der Beratungsbedarf der Kunden sei hoch gewesen, so die KPMG-Fachleute weiter. Die Banken hätten in den vergangenen Jahren aber auch gute Vorarbeit geleistet und die Kundengewinnung, den Service und die Angebote verstärkt. «Die grossen Banken waren sehr erfolgreich, kleinere Institute haben Kundenvermögen verloren», betonte Hintermann.
Auf Zehnjahres-Hoch
Zumindest eine positive Tendenz lasse sich jedoch unabhängig von der Grösse ablesen: Die Massnahmen zur Verbesserung der Personalkosten-Effizienz hätten Wirkung gezeigt. Die Bandbreite dieser Aufwändungen hätten sich sich bei den meisten Banken verringert und die verwalteten Vermögen pro Mitarbeiter stiegen auf ein Zehnjahres-Hoch.
Aber auch bei den kleinen Privatbanken gibt es offenbar einige erfolgreichen Ausnahmen. «Das sind zumeist spezialisierte Banken mit einem fokussierten Kundenkreis und Angebot, die in ihrer Nische überaus erfolgreich sind.» Da gebe es positive Beispiele von Instituten die sich auf Schweizer Kunden oder sogar bestimmte Regionen konzentrierten, oder jene, die in klar definierten Auslandsmärkten aktiv seien, erklärten die KPMG-Experten, ohne natürlich konkrete Namen nennen zu wollen. Das würde wieder ihr Beratungsgeschäft in ebendiesem Sektor doch etwas beeinträchtigen.
Das löst die Probleme nicht
Generell falle es jedoch kleinen Privatbanken schwerer die Margen zu verteidigen. Seit 2010 sei die Durchschnittsmarge Marge um 27 Basispunkte auf 81 Basispunkte zurückgegangen, um vergangenen Jahr allein um 7 Basispunkte.
Damit wird auch die weitere Konsolidierung erklärt. «Wenn sich zwei Banken mit je rund 4 Milliarden Franken verwalteten Vermögen zusammentun, löst das aber noch nicht die Probleme», sagte Philip Rickert, der Leiter der Financial Services bei dem Beratungsunternehmen. Bis Mitte nächsten Jahres rechnet KPMG nur noch mit rund 90 Privatbanken in der Schweiz. Derzeit sind es noch 96.
Alte Kunden
Ein weiteres Problem der kleineren Privatbanken sei oft das hohe Durchschnittalter der Kunden. «Wenn ein Generationenwechsel ansteht ist oft nicht gesagt, dass die Bank die Bedürfnisse der neuen Generation erfüllen kann und die Vermögen wandern ab», so Rickert weiter.
- In der Studie hat KPMG zusammen mit der Universität St. Gallen auf Basis der Daten von 83 Privatbanken die Lage der Branche analysiert. Damit habe man rund 84 Prozent des Sektors abgedeckt. Ausgeschlossen von der Betrachtung werden die Grossbanken UBS und Credit Suisse, oder Banken, die bereits länger keine Zahlen mehr publiziert haben.