Der italienische Finanzkonzern Intesa Sanpaolo hat die Genfer Bank Reyl übernommen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Die Genfer Bank Reyl geht in italienische Hände über, wie zwei voneinander unabhängige Quellen gegenüber finews.ch bestätigten. Das Gerücht habe in Genf bereits vor zwei Wochen kursiert. Nun habe man entsprechende Informationen von Mitarbeitenden erhalten. Am Sitz der Banca Intesa Sanpaolo werde eine interne Notiz vorbereitet, war weiter zu erfahren.
Ein Sprecher von Reyl in Genf erklärte auf Anfrage, dass die Bank zum aktuellen Zeitpunkt keinen Kommentar abzugeben habe. Auf der Medienstelle von Intesa in Mailand stellte ein Sprecher zunächst eine Antwort in den nächsten Stunden in Aussicht; kurz darauf erklärte er, dass er dazu nichts sagen wolle.
Reyl-Partner behalten gut 30 Prozent
Wie ein dritte Quelle erklärte, sollen die sechs Partner von Reyl etwas mehr als 30 Prozent an der Bank behalten. Sie und das Top-Management werden auch an Bord des Unternehmens bleiben. Die Initiativen im Asset Management (Asteria) sowie im Online-Banking (Alpian) sollen in den Deal integriert werden.
Dem weiteren Vernehmen nach will Intesa seine eigenen internationalen Private-Banking-Geschäfte in die Bank Reyl einbringen, die dann rund 20 Milliarden Franken an Kundengeldern verwalten würde. Aktuell betreut das 1973 gegründete Genfer Unternehmen rund 13,5 Milliarden Franken.
Schon länger Schweizer Ambitionen
Aus Sicht von Reyl kommt der Verkauf überraschend, zumal nichts darauf hindeutete, dass die familiengeführte Bank einen neuen Besitzer suchte.
Offenbar soll das Institut aber schon seit geraumer Weile auf dem Markt gewesen sein, wie weiter zu erfahren war. Reyl hat in jüngster Zeit unter anderem auch mit der Lancierung von Asteria, einer Asset-Management-Gesellschaft für nachhaltige Investitionen, sowie mit einer digitalen Online-Pank namens Alpian für Aufsehen gesorgt. Letztere soll im ersten Quartal 2021 an den Start gehen.
Intesa Sanpaolo bekräftigte unlängst erneut, sich in der Schweiz weiter auszubreiten, unter anderem auch in Zürich, wie finews.ch berichtete. Das ist nun der Fall, zumal Reyl mit einem Büro auch in der Limmatstadt vertreten ist.
Das dritte Standbein
Es wäre das dritte Standbein in der Schweiz, auf das sich das italienische Institut abstützen würde, nachdem es 2017 die Genfer Privatbank Morval für 150 bis 200 Millionen Franken erworben hatte. Mittels dieser Akquisition übernahm Intesa Sanpaolo auch Morvals Niederlassung in Lugano und fusionierte sie mit ihrer eigenen Privatbank im Tessin zur Intesa Sanpaolo Private Bank (Suisse) Morval.
Bis 2021 will Intesa Sanpaolo gemäss eigenen Aussagen von der Schweiz aus zu den fünf wichtigsten europäischen Privatbanken gehören und Kundengelder von mehr als 50 Milliarden Euro verwalten.