Die UBP kann eine Historie mit gelungenen Akquisitionen vorweisen, wie das Schweizer Geschäft von Lloyds und ABN Amro und natürlich von Coutts. Ich bin fest der Meinung, dass neben organischem Wachstum auch das akquisitorische für eine Bank wichtig ist.
«Akquisitionen beinhalten oft ein disruptives Element»
Denn es verleiht einem Unternehmen quasi über Nacht neue Impulse. Akquisitionen beinhalten vielfach ein disruptives Element, im positiven Sinn. Wir sehen das jetzt beispielsweise in London wo wir innerhalb von zwei Jahren den Vermögensverwalter ACPI und das Wealth Management von Jefferies erworben sowie in Luxemburg, wo wir die Banque Carnegie übernommen haben.
Löst die Coronakrise auf dem Schweizer Markt eine neue Konsolidierungswelle aus?
Nicht in der nahen Zukunft. In der Schweiz ist diesbezüglich bereits einiges geschehen. Punktuell könnten sich künftig wieder Opportunitäten für einen Zukauf ergeben – diese würde die UBP sicherlich prüfen.
Schweizer Banken haben mangels anderer Wachstumsmöglichkeiten das Geschäft in weniger entwickelten Märkten forciert, beispielsweise in Lateinamerika. Dabei ist man deutlich höhere Risiken eingegangen, wie zahlreiche Geldwäschereiverdachtsfälle zeigen. Wie geht die UBP mit Risikokunden um?
Mit einer bewussten Vorsicht. Meine Beobachtung ist, dass das Management solcher Risiken eine bestimmte Mindestgrösse pro Markt erfordert, um eine genügend tiefgehende Expertise für den jeweiligen Markt zu haben. Die Grösse einer Privatbank genügt aber nicht. Man muss auch Kundenberater mit dem richtigen Mindset haben, die mit einer vorsichtigen Einstellung potenzielle Risiken einschätzen und sorgfältig überprüfen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die Kundenfront mit der Compliance in einem permanenten und aktiven Dialog stehen muss. Sehr oft fehlt es gerade an diesem letzten Punkt.
Noch ein Ausblick: Viele Schweizer Privatbanken streben mittels Digitalisierung eine Differenzierung ihres Geschäftsmodells an, suchen neue Kundensegmente oder gründen eine Digitalbank. Was tut die UBP?
Digitalisierung ist bei der UBP natürlich ein dominantes Thema. Aber für uns bedeutet Digitalisierung, dass wir unser Angebot und die Dienstleistungen für die bestehenden Kunden grundsätzlich verbessern wollen. Aber wir bleiben unserem Geschäftsmodell und unseren Kundensegmenten im Wealth Management und im Asset Management treu. Wie unser CEO immer wieder betont: «Vertrauen kann man nicht digitalisieren».
Adrian Künzi stiess im März 2018 zur Union Bancaire Privée und übernahm dort die Leitung der Bank in Zürich. Inzwischen ist Künzi zum Europa-Chef aufgestiegen. Zuvor war er CEO der Privatbank Notenstein La Roche gewesen, die 2018 von Vontobel gekauft worden ist. Zu Beginn seiner Bankerkarriere arbeitete Künzi bei Goldman Sachs in Frankfurt als Investmentbanker. An der Universität St. Gallen hat Künzi in Finance promoviert.
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