Die Grossbank kündet einen eigenen Fintech-Fonds an. Der ist höchst grosszügig dotiert – und mit klaren Absichten verknüpft.
Schon vor Monaten war davon die Rede gewesen – jetzt macht die UBS offenbar Nägel mit Köpfen. Die grösste Schweizer Bank reserviert Hunderte Millionen Franken an eigenem Kapital, um es in Fintech-Firmen zu investieren. Laut der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) sollen die Beteiligungen des Wagniskapital-Fonds auch dazu dienen, die eigenen Digitalisierungs-Anstrengungen voranzutreiben.
Wechsel zur Schnellboot-Taktik
Typischerweise werden 10 bis 20 Millionen Dollar in hoffnungsvolle Startups investiert. Die Anteile werden mindestens fünf Jahre gehalten. Die Grösse der Einstiegssummen lässt erahnen, dass die Bank an Fintechs interessiert ist, die bereits über ein funktionierendes Geschäftsmodell verfügen. Die Initiative wird von Technologie-Chef Mike Dargan angeführt, nach einem Team für den Fonds sucht die UBS noch.
Die Grossbank sieht vor allem in drei Bereichen Bedarf zur Digitalisierung: Im Kundenkontakt, bei Finanzplattformen und bei der Automatisierung interner Prozesse. Indem die UBS die Tüfteleien wendigen Startup-«Schnellbooten» anvertraut, minimiert die Bank die Gefahr, dass Fintech-Initiativen im Konzern untergehen. Dieses Schicksal war etwa dem eigenen Robo-Advisor Smartwealth beschieden. Das einst prominente Zürcher Innovationslabor der UBS-Vermögensverwaltung ist ebenfalls nur noch ein Schatten seiner selbst, wie Recherchen von finews.ch zeigten.
Bereit für die Ära Hamers
Stattdessen organisiert das Geldhaus die Innovation in gruppenweiten «Centres of Excellence» und forciert nun die Zusammenarbeit mit Dritten. «Die letzten zehn Jahre seit der Finanzkrise waren von Regulierung geprägt», sagte Dargan vor gut einem Jahr zu Journalisten. «In den kommenden zehn Jahren wird Technologie der Treiber sein.»
Ab November übernimmt bei der UBS einer das Steuer, der sich damit auskennt: Der designierte Konzernchef Ralph Hamers hat sich an der Spitze der niederländischen Bank ING einen Namen als forscher Digitalisierer gemacht. Weil er hingegen kaum über Erfahrung im UBS-Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung verfügt, werden von ihm vor allem Impulse bei der Innovation erwartet.
Versicherer machen's vor
Mit dem eigenen Venture Fonds ist die Marktführerin in der Schweiz nun eher spät unterwegs. Vor allem Versicherer wie Helvetia, Zurich und Baloise haben sich mit eigenem Kapital auf eine regelrechte Einkaufstour bei Startups begeben – das Ziel ist jeweils der Aufbau digitaler «Ökosysteme». Die Erzrivalin Credit Suisse betreibt seit 2018 das Investmentvehikel Credit Suisse Entrepreneur Capital, das aktuell mit 200 Millionen Franken dotiert ist und in KMU und Startups aller Art – darunter auch Fintechs – investiert.
Die ZKB betreibt ihrerseits einen Wagniskapital-Fonds, der seit Jahren breit in Startups verschiedener Branchen investiert und dabei ein glückliches Händchen beweist. Nun darf man gespannt sein, welche Effekte die UBS-Millionen in der Fintech-Szene auslösen.