Den Bemühungen vieler Fintechs zum Trotz konnten sich traditionelle Banken bisher im Geschäft behaupten. Was die UBS tut, damit das auch so bleibt, erfuhr finews.ch direkt von den Tech-Gurus der Bank.
Elly Hardwick ist erst seit gut vier Monaten bei der UBS. Der Neuzugang von der Deutschen Bank soll bei der Schweizer Grossbank sicherstellen, dass diese für eine digitalisierte Zukunft gerüstet ist.
Zuammen mit ihrem Vorgesetzten, dem UBS-weiten Technologie-Chef Mike Dargan, präsentierte Hardwick am (gestrigen) Mittwoch in Zürich ihre Prioritäten. Dazu gehören zwei sogenannten «Centres of Excellence», die sich mit der Distributed-Ledger-Technologie (Blockchain) und mit Künstlicher Intelligenz befassen.
Digitales Wettrüsten
«Die Finanzindustrie wartet noch auf den grossen Uber-Moment der Transformation», sagte sie vor Journalisten. Damit die UBS für diesen gerüstet ist, investiert die Bank jährlich etwa die Hälfte ihres Technologie-Budgets von 3,5 Milliarden US-Dollar ins digitale Wettrüsten, in die Verbesserung der Bank.
Die Frage, welche Hardwick dabei umtreibt ist, ob die Technologie es erlaubt, «etwas zu tun, was davor nicht möglich war». So sieht sie zum Beispiel dank künstlicher Intelligenz die Möglichkeit, Finanzprodukte bis fast auf Ebene des einzelnen Kunden zu individualisieren.
Youtube für Bankkunden
Diese Veränderung verglich sie mit dem Unterschied zwischen Fernsehkanälen und Youtube. Auch wenn es weiter kaum möglich sein werde, auf jeden einzelnen Kunden einzugehen, dann immerhin auf kleinere Gruppen als zuvor.
Anders als Medienkonzerne, Taxiunternehmen und die Hotelindustrie sehen sich Dargan und Hardwick allerdings nicht von Jungunternehmen bedroht, die mit schnellem Wachstum und hohen Bewertungen Furore machen. Die Startups der Branche hätten letztes Jahr nur einen Bruchteil von dem investiert, was die Banken im gleichen Zeitraum für Technologie ausgaben, sagte Dargan.
Von Regulierung zu Technologie
«Die letzten zehn Jahre seit der Finanzkrise waren von Regulierung geprägt», sagte Dargan (Bild unten) über die Finanzindustrie. «In den kommenden zehn Jahren wird Technologie der Treiber sein.»
Es reiche allerdings nicht aus, den Kunden immer neue Produkte vorzusetzen und diese über eine attraktive Schnittstelle zugänglich zu machen. Der Maschinenraum muss ebenso mithalten, um mit der erwarteten Geschwindigkeit liefern zu können.
Bei all dem seien mögliche Vorteile der neuen Unternehmen kurzlebig, sagte der Tech-Chef weiter: «Wir müssen im Hinterkopf behalten, dass die neue Technologie eines Fintech-Unternehmens schnell veraltet sein kann, wenn diese Firmen nicht fortwährend investieren – was umso schwieriger wird, je grösser und komplexer sie werden.»
Bessere Zusammenarbeit mit Fintechs
Gleichzeitig werde die UBS immer besser darin, mit Drittanbietern zusammenzuarbeiten. Wo früher vieles einfach ausgelagert wurde, habe man nun die Wahl zwischen einer eigenen Lösung, dem Kauf einer entsprechenden Firma, einer Partnerschaft oder klassischem Outsourcing.
Dabei kommen laut Hardwick häufig Jungfirmen zum Zug, die direkt Banken beliefern – und von der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen werden als Fintechs mit direktem Kundenbezug wie Revolut oder N26. «Die Banken werden immer schlauer beim Eingehen von Partnerschaften», sagte sie.
Weniger pessimistisch als Ermotti
Auch wenn ihre Arbeit letztlich das Ziel hat, die UBS wettbewerbsfähiger zu machen, wollten Hardwick und ihr Chef nicht darauf eingehen, wie viel Geld und Personal die Bank dank besserer Technologie einsparen könnte. Es gehe vielmehr darum, den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.
UBS-CEO Sergio Ermotti sagte im Herbst 2017, die Bank könnte bis 2027 ein Drittel weniger Leute beschäftigen. Seine Technologie-Verantwortlichen rechnen derweil eher damit, dass sich die Aufgaben verändern, als dass diese Leute einfach ohne Job dastehen.
«Es gibt immer etwas Neues zu tun», sagte Hardwick.