Während wegen der Coronavirus-Pandemie vielerorts Kurzarbeit herrscht, haben Trader alle Hände voll zu tun. Doch das Beratungsgeschäft im Investmentbanking wird für UBS und die Credit Suisse zur Bürde.
Für den Moment läuft der Laden: Die Credit Suisse (CS) und die UBS haben in den ersten Wochen der Coronavirus-Pandemie höhere Handelsvolumen verzeichnet als im ersten Quartal 2019. Davon profitieren bei den Schweizer Grossbanken die wichtigen Vermögensverwaltungs-Divisionen ebenso wie die Investmentbanken.
Exemplarisch für diesen Effekt steht die Handelsabteilung der CS für «High Yield». In Europa steht dieser Bereich, in welchem Anleihen mit hohen Zinsen – gleichbedeutend mit hohem Risiko – gehandelt werden, unter der Leitung des französischen Trading-Wunderkinds Hamza Lemssouguer.
Angst vor Firmenpleiten
Dieses Jahr hat die Abteilung des Franzosen bereits Finanzprodukte im Wert von 21 Milliarden Dollar gehandelt. Das ist mehr als manche Banken in einem ganzen Jahr umschlagen.
Die Einheit soll letztes Jahr mit dem Handel von spekulativen Junk Bonds rund 120 Millionen Dollar für die Bank verdient haben, wie «Reuters» schrieb. Doch nach einem guten ersten Quartal ist der Ausblick für Lemssouguer weniger rosig: Aus Angst vor Firmenpleiten dürften sich die Investoren in den nächsten Monaten von riskanten Anleihen fern halten.
Kein Zukunftsvertrauen
Angesichts des wirtschaftlichen Stillstands, welchen die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus nach sich ziehen, dürften die Beratungsaktivitäten der Grossbanken bereits jetzt eingebrochen sein. Und wegen der tiefen Aktienpreise und des ungewissen Ausblicks schieben Firmen Kapitalerhöhungen, Übernahmen und andere Aktivitäten, die Zukunftsvertrauen bedingen, auf die lange Bank. 90 Prozent der Deals liegen in Europa auf Eis oder wurden abgesagt, wie es in der Londoner «City» heisst.
Für die UBS begann der Stillstand wohl schon in Asien, wo das Virus zuerst ausgebrochen war. Das grösste hiesige Institut gehört in Asien zu den stärksten Investmentbanken – dort, wo das Virus zuerst ausgebrochen ist. Auch die CS kann sich dem Stillstand in Asien nicht entziehen. Die Bank ist vor allem in China stark.
Grösster deutscher Deal
Als Beraterin bei Zusammenschlüssen und Übernahmen (M&A) ist die CS weltweit die Nummer 8. Die UBS, welche nicht in allen Weltregionen die gleiche Präsenz unterhält, hat es zuletzt nicht in die Top 10 geschafft – trotz Stärken in Lateinamerika, Asien und Europa, wo die Bank zum Beispiel die Private-Equity-Käufer der Lift-Sparte von Thyssenkrupp im grössten Deutschen Deal aller Zeiten beraten hat.
Die Vorsicht der UBS beim Einsetzen der eigenen Bilanz im Beratungsgeschäft – für Darlehen zwecks einer Übernahme zum Beispiel – kommt ihr nun entgegen. Die CS hat in der Division Investment Banking & Capital Marktes (IBCM) bereits letztes Jahr einen Verlust eingefahren.
Teure Luxus-Turnschuhe
Nun dürfte ausgerechnet die Stärke der CS auf der festverzinslichen Seite für Probleme sorgen. Selbst in den USA ist nur J.P. Morgan grösser im Geschäft mit Private-Equity-Firmen, die hohe Schulden aufnehmen, um Unternehmen zu kaufen.
So wurde zum Beispiel der italienische Hersteller von Luxus-Turnschuhen Golden Goose übernommen – mit 500 Millionen Dollar in Darlehen von der CS und von Goldman Sachs. Auch 1,8 Milliarden Dollar in Schulden von Boels, einem niederländischen Verleiher von Küchen, Werkzeug und anderem, konnte die Bank noch nicht an den Mann bringen, wie die «Financial Times» schrieb.
Keine Eile
Für all diese Geschäfte gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Doch solange der Deal nicht abgeschlossen ist, fliesst auch kein Geld in die Taschen der Banken oder – im Fall von bereits erfolgten Finanzierungen – bleibt das Risiko bei ihnen.
Dafür ist der Verkauf der Thyssenkrupp-Lifte exemplarisch. Noch im ersten Halbjahr hätte die Finanzierung stehen sollen, mit Beteiligung beider Schweizer Grossbanken. Angesichts der Unsicherheit haben es die Banken damit nicht mehr eilig, verzichten aber vorerst auch auf die damit verbundenen Erträge.