Die Sofortkredite für notleidende KMU stellen die Schweizer Regionalbanken vor ganz neue Herausforderungen. Als hohe Hürde erweist sich bereits das Antragsformular, wie finews.ch erfahren hat.
Die UBS hat es gut. Die Grossbank kann bei der Vergabe von Notkrediten an Gewerbe und Unternehmen auf Roboter sowie 300 zusätzliche Angestellte zurückgreifen. Ganz anders die Ausgangslage bei den Sparkassen und Kreditinstituten in der Region. Dort arbeiten kleine Teams einen Berg von Anträgen ab. Dabei treffen sie auf unerwartete Probleme.
Einzelne Institute melden nämlich, dass bis zu 50 Prozent der Eingaben entweder fehlerhaft oder unleserlich ausgefüllt wurden. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die der Verband Schweizer Regionalbanken (VSRB) Ende letzte Woche durchführte und an dem sich 38 Mitgliederinstitute beteiligten. Die «Hieroglyphen»-Anträge verlangsamen den Vergabeprozess erheblich.
«Laut mehreren Banken wäre es sonst durchaus möglich, die Kreditvergabe innert einer halben Stunde abzuwickeln», sagt VSRB-Geschäftsführer Jürg de Spindler auf Anfrage.
Wie lange reicht das Pulver?
Von der Inkraftsetzung des Notkredit-Pakets des Bundesrats vom letzten Donnerstag bis am vergangenen Freitagnachmittag hatten die befragten Regionalbanken bereits 2'800 Kredite unter 500'000 Franken und 50 grössere Ausleihungen gesprochen.
Dies, während der Branchenprimus UBS in der gleichen Frist über 10'000 Anträge erhielt und über 1 Milliarde Franken vergab, wie die «NZZ am Sonntag» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Derweil übermittelte die Credit Suisse bis am (gestrigen) Montag 1,24 Milliarden Franken an rund 7’800 Unternehmen.
Nach Angaben der Agentur «AWP» sind bis am Montag 31'850 Kredite gesprochen und ein Drittel des Pakets vergeben worden. «Die 20 Milliarden sind knapp bemessen. Wenn es so weitergeht, sind wir in spätestens zehn Tagen ausgeschossen», sagte Finanzminister Ueli Maurer der Zeitung «Sonntagsblick» (Artikel im Print).
Schlechter Start für neue Beziehung
Grossmehrheitlich gingen die Gelder an bestehende Kunden; deren Anteil an den Ausleihungen bewegt sich zwischen 90 und 100 Prozent. Einige Institute vergeben Geld auch an Neukunden. Doch «gewisse Regionalbanken betrachten einen Notkredit nicht unbedingt als guten Start für eine Kundenbeziehung», weiss de Spindler.
Da die meisten Kredite an bestehende Kunden vergeben werden, gestaltet sich die Compliance bei der Abwicklung als relativ einfach. Doch die Hürde mit den lückenhaften Formularen zeigt, dass selbst einfache Vorgänge – beim Antragspapier handelt es sich um ein einseitiges Dokument im PDF-Format – sich in der Praxis als äusserst knifflig erweisen.
Morgens ins Büro wie immer
Derweil bestehen auf Seite der Banken noch zahlreiche Medienbrüche, die sich einer Bearbeitung der Kredite vom Homeoffice aus entgegen stellen. Von einem Institut ist etwa zu vernehmen, dass die Antragsformulare zwingend als physische Kopie abgelegt werden müssen.
Was wiederum bedingt, dass die Spezialisten fürs Firmenkundengeschäft morgens oftmals noch «auf die Bank» müssen, genauso wie manche Händler. Auch für Digitalisierungs-Beauftragte wird es in diesen Tagen und Wochen noch einiges zu tun geben.