Den Regionalbanken geht es so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Warum ist das so? Und welchen Einfluss hat das Ende der Credit Suisse als eigenständiges Finanzinstitut für die inlandorientieren Banken? Diesen Fragen ging diese Woche der Branchentalk Bank nach.

Zum 10. Mal veranstaltete der Finanzfachmann Björn Zern, Gründer und Geschäftsführer der Plattform «schweizeraktien.net» am vergangenen Dienstag den Branchentalk Banken. finews.ch war Medienpartner.

Als Forum gedacht für eine vor zehn Jahren vermeintlich aussterbende Bankengruppe gedacht, entwickelte sich der jeweils abwechselnd in Zürich und Bern stattfindende Anlass zu einem höchst beliebten Treffpunkt der Regionalbanken-Vertreter, deren Institute inzwischen so erfolgreich unterwegs sind wie noch nie. Nachstehend ein paar Impressionen vom Anlass. 

 

Die gute Verfassung der Schweizer Regionalbanken ging am vergangenen Dienstag auch aus der alle Jahre durchgeführten Umfrage unter diesen Finanzinstituten hervor, über die auch finews.ch berichtete. An der in diesem Jahr im Zürcher Metropol durchgeführten Veranstaltung beherrschten das Ende der Credit Suisse (CS), der starke Zinsanstieg und der Einfluss von Fintech auf die Schweizer Bankenwelt das Gespräch.

Persönliche Gedanken zum Ende der Credit Suisse

«Back to basics?» lautete die Frage, die finews.ch-Gründer und CEO Claude Baumann den Teilnehmern der Paneldiskussion stellte. Bevor es in der Diskussion zu den «Basics» und dem Einfluss des aktuellen Umfelds auf die Schweizer Retailbanken ging, äusserten die Diskussionsteilnehmer ihre persönlichen Gedanken zum Ende der CS.

Urs Meier, der als Vertreter des Fintechs Loanboox am Panel teilnahm, bedauerte, dass die Too-big-to-fail-Regulierung nicht gegriffen habe. Als Jurist sei er seinerzeit direkt in die Erarbeitung des Regelwerks involviert gewesen. Als er am Abend des 19. März 2023 die Medienkonferenz des Bundes verfolgt habe, sei er sehr enttäuscht gewesen.

Einlagensicherung ein grosses Thema

Einig waren sich die Teilnehmer jedoch darin, dass die CS nicht wegen des fehlenden Eigenkapitals, sondern wegen fehlenden Vertrauens gescheitert sei. «Back to baiscs, das bedeutet auch, dass man das Vertrauen der Bankkunden gewinnen muss», sagte David Sarasin, der noch bis Ende 2023 als CEO der Bank Linth amtet.

Bei der Bank Linth sei im Gespräch mit den Kunden die Einlagensicherung immer wieder ein Thema gewesen, so Sarasin. Cyrill Kiefer vom Beratungsunternehmen Deloitte wies auf die enormen Herausforderungen hin, welche die Integration nun mit sich bringe. Klar wurde ebenfalls, dass es in diesem Prozess viel Arbeit für Beratungsunternehmen geben wird.

Brechen goldene Zeiten an?

Mit Blick auf das Kerngeschäft der Retailbanken sagte Sarasin, dass das Zinsdifferenzgeschäft nun wieder wichtig sei. Mehr als 70% der Erträge stammen bei den Regional- und Kantonalbanken aus dem Geschäft mit Hypotheken und anderen Krediten. «Die Margen steigen. Es stehen den Retailbanken also goldene Zeiten bevor», prognostizierte der Bank-Linth-CEO. Das berge gleichzeitig die Gefahr, dass man bequemer werde.

Mit Blick auf die zahlreichen Fintech-Projekte in den vergangenen Jahren stellten die Diskussionsteilnehmer fest, dass diese immerhin den Innovationsdruck hochgehalten hätten. Viele Neuerungen aus dem Fintech-Umfeld seien heute selbstverständlich und wären mittlerweile von den klassischen Banken übernommen worden.

«Jede Sparkasse hat heute eine Killer-App»

Mit grossem Respekt hätten die Banken 2015 und 2016 auf die sogenannten Smartphone Banken wie Revolut und N26 geschaut. «Heute hat jede Sparkasse eine solche Killer-App», stellte Urs Meier fest.

Cyrill Kiefer wies in der Diskussion auf die Digital-Banking-Maturity-Studie von Deloitte hin: 2018 sei die Schweiz noch auf dem 2. Platz gewesen, in der jüngsten Studie nur noch auf dem 21. Platz von 41 untersuchten Ländern. «Die Schweizer Banken geraten ins Hintertreffen», so Kiefer. Dass sogenannte Innovationslabore, wie sie von einigen Banken gestartet wurden, nicht zum Erfolg führen, fanden alle Diskussionsteilnehmer.

Generation Z will keine Telefonanrufe erhalten

Rouven Leuener, Co-CEO der radicant Bank, betonte, dass es besser sei, ein neues Unternehmen mit allen Freiheiten und ausserhalb der Mauern der Stammhäuser zu gründen, so wie es die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) dies mit Radicant getan habe. «Radicant ist auch kein Startup, wir sind eine junge Bank», betonte Leuener und wies auf die Banklizenz hin, über die Radicant verfügt.

Das Angebot der Bank ziele auf junge Menschen ab, die keine Filiale mehr betreten und auch keine Telefonanrufe mehr erhalten möchten. Gerade die Generation Z sei nur noch digital unterwegs, an nachhaltigen Lösungen interessiert und informiere sich lieber über Videos als über Text und Broschüren.

Neue Technologien fordern heraus

Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass auch in Zukunft die sogenannten Challenger Banken, ebenso wie andere Anbieter wie Versicherungen und Pensionskassen den Wettbewerb weiter prägen werden. Gerade die zwei Vertreter der neuen Bankengeneration, Urs Meier und Rouven Leuener, machten auch deutlich, dass die Innovation bedeutend schneller voranschreite, als manche glauben.

«Wenn ich sehe, wie sich unsere Entwickler in den neuen Toolboxen von Google und Microsoft austoben, dann weiss ich, dass es schon in einem Jahr ganz neue Anwendungen fürs Banking geben wird», so Urs Meier.

Der Appell an die klassischen Banken lautete daher zum Abschluss auch nicht «Back to basics», sondern «Fix the Basics». Gemeint waren damit wohl vor allem die alten, trägen IT-Systeme in den Banken. Nicht überraschend betrachteten in der jüngsten Branchenanalyse Banken die befragten Institute die Kosten für die IT als derzeit grösste Herausforderung.

Bürokratie reduzieren

Andri Silberschmidt 555

Im Anschluss an die Diskussion äusserte FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (Bild oben) seine Gedanken zur Zukunft des Finanzplatzes. Nicht besser, sondern gezielter regulieren, den Marktzugang zur EU sicherstellen, ein konkurrenzfähiges steuerliches Umfeld schaffen sowie die Digitalisierung vorantreiben und damit auch die Bürokratie reduzieren, das seien seine Hauptziele, erklärte Silberschmidt.