Mit der Verurteilung von Matthias Krull und seinen Komplizen in den USA ist Venezuelas riesiger Geldwäscherei-Fall noch lange nicht bei den Akten. Die liechtensteinische Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch gegen den Ex-Julius-Bär-Banker.

Matthias Krull hofft derzeit, als Kronzeuge der US-Justiz seine zehnjährige Gefängnisstrafe in den USA wegen Geldwäscherei abzuwenden. Der ehemalige Julius-Bär-Banker schleuste Milliarden von Dollar der venezolanischen Erdölgesellschaft PDVSA auf Scheinkonten von Immobilien- und Investmentgesellschaften.

Venezolanische Hintermänner schufen weit über 1,2 Milliarden Dollar ausser Landes – und Krull, ein deutscher Staatsbürger, der zunächst für die Credit Suisse und später für Julius Bär in Venezuela und Panama tätig war, diente als williger Helfer.

Amtshilfe durch USA

Die Gelder flossen auch über europäische Kanäle in Bulgarien, in Malta, Spanien – und auch in Liechtenstein. Die dortige Staatsanwaltschaft hat nun ebenfalls eine Strafuntersuchung gegen Krull eröffnet. Das geht aus Dokumenten auf der Seite «Offshorealert» hervor. Die Westschweizer Nachrichtenseite «Gothamcity» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete ebenfalls darüber.

Was die Staatsanwaltschaft genau untersucht ist nicht klar. Auf eine Anfrage von finews.ch reagierte der Liechtensteiner Ermittler Robert Wallner nicht. Aus liechtensteinischen Finanzkreisen erfuhr finews.ch aber, dass Krull auf die Dienste verschiedener Treuhänder im «Ländle» zählen konnte.

Konten bei Bank of New York und J.P. Morgan

Liechtenstein hat in der Untersuchung um Amtshilfe in den USA gebeten. Dort ist nun ein Ermittler im Auftrag Liechtensteins daran, nach Beweismitteln bei der Bank of New York und bei J. P. Morgan zu suchen. Die US-Banken sollen Konten des in Malta ansässigen Vermögensverwalters Portmann Capital Management und der venezolanischen Fracht-Fluggesellschaft Solar Cargo führen.

Die Vermögensverwaltung Portmann Capital Management wird von den Schweizern Kurt und Yves-Alain Portmann geführt und soll mehrere hundert Millionen Dollar über Konten in den USA und auf Malta im Namen eines venezolanischen Kunden verschoben haben. Solar Cargo in Miami nutzte einer der mit Krull überführten Geldwäscher, um mit falschen Kreditverträgen Geldflüsse zu verschleiern.

Union Bank ist betroffen

Dass Gelder der PDVSA auch auf liechtensteinischen Konten landeten, wurde bereits vergangenen Sommer bekannt. Die Union Bank hatte Gelder von einer türkische Firma angenommen, die Teil des venezolanischen Korruptionsnetzwerkes war. In der Folge meldete die Bank selber den Geldwäscherei-Verdacht.