Die Beschattungs-Affäre um Iqbal Khan hatte Konsequenzen im Top-Management der Credit Suisse – und nicht nur dort. Als Folge erbt Schweiz-Chef Thomas Gottstein nun ein Top-Amt, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.
Pierre-Olivier Bouée musste wegen seiner Rolle im Überwachungs-Skandal um Iqbal Khan seinen Platz in der Konzernleitung der Credit Suisse räumen. Der COO war im vergangenen Oktober per sofort durch James Walker ersetzt worden, wie finews.ch berichtete.
Bouée bekleidet seit diesem Jahr auf dem Schweizer Finanzplatz ein weiteres hochrangiges Amt: Er sitzt im Verwaltungsrat (VR) des Finanzdienstleisters SIX als Vertreter der CS. Doch die Mitgliedschaft existiert eigentlich nur noch auf dem Papier.
SIX wolle Bouée nicht mehr länger als Mitglied haben, schrieb die «Finanz und Wirtschaft» mit Verweis auf Quellen aus dem VR. Offiziell hiess es seitens der Börsenbetreiberin, die Besetzung des Gremiums habe weiterhin ihre Gültigkeit.
Vielsagendes Schweigen
Doch rein praktisch hat die zweitgrösste Schweizer Bank – und Grossaktionärin der SIX – nun keine Stimme mehr im Steuerungsgremium. Ein Nachfolger steht nun aber fest.Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben soll Thomas Gottstein, der Schweiz-Chef der CS, im SIX-VR Einsitz nehmen.
Gegenüber finews.ch äusserte sich Gottstein dazu nicht, «nicht zu diesem Zeitpunkt», wie er erklärte. Die CS schwieg auf Anfrage vielsagend. Die SIX wollte die Personalie nicht bestätigen.
Im Dezember folgt die offizielle Wahl
Dies erfolgt dann aber an der ausserordentlichen Generalversammlung im kommenden Dezember. An dieser wird der neue VR-Präsident Thomas Wellauer gewählt, der Romeo Lacher ablöst. Dieser wiederum gibt das Amt zugunsten des VR-Präsidiums bei der Privatbank Julius Bär ab.
Die SIX erklärte jedoch auf Anfrage, dass die SIX-Aktionäre im kommenden Dezember auch über Bouées Nachfolge bestimmen werden. In Finanzkreisen war bereits spekuliert worden, dass der neue CS-COO Walker Bouée auch in der SIX beerben könnte. Doch offenbar möchte man eventuell vorhandene sprachliche Barrieren im SIX-VR verhindern Die CS wird darum Gottstein entsenden.
Der 55-Jährige Investmentbanker war im Jahr 2015 zum Chef der Swiss Universalbank und Credit Suisse Schweiz ernannt und von CEO Tidjane Thiam in die Konzernleitung geholt worden. Dafür musste Gottstein liefern: Thiams Vorgabe lautete, den Vorsteuergewinn der Einheit innert drei Jahren von 1,6 Milliarden auf 2,3 Milliarden Franken zu steigern. Das gelang Gottstein in einem weitgehend stagnierenden Markt.