Amerikanische Techfirmen besitzen spätestens seit den letzten US-Präsidentschaftswahlen einen zweifelhaften Ruf, wenn es um den Umgang mit Daten geht. Wie sollen diese Unternehmen auch noch Geld sicher aufbewahren, wenn sie das nicht einmal mit Daten schaffen? Die Schweizer Kundschaft ist enorm zurückhaltend, wenn es um Finanzen geht – und würde den GAFA-Riesen sicher nicht so ohne Weiteres sensible Informationen und Vermögen anvertrauen.
Aber: Abgesehen davon, dass die nächste und die übernächste Generation deutlich Technologie-affiner sein und darum weniger Berührungsängste mit solchen Unternehmen haben wird: Facebook, viele Skandale, 1,9 Milliarden aktive Nutzer. Uber, unlauterer Wettbewerb, Diskriminerungs- und Datenschutzskandale, 75 Millionen Nutzer. Sogar Revolut, Transferwise und N26 kommen immer wieder mit Datenschutz- und Hacking-Problemen in die Schlagzeilen. Sie bedienen aber rund 8, 6 beziehungsweise 3,5 Millionen Nutzer. Tendenz auch in der Schweiz steigend.
5. Ohne Bankenpartner wagen sich die Internet-Giganten nicht in der Markt hinaus
Sinnigerweise trauen sich Google & Co. nicht alleine ins hoch regulierte und heiss umkämpfte Finanz-Business vor. So lässt sich der Suchmaschinen-Spezialist mit seinem Konto von der amerikanischen Grossbank Citigroup begleiten. Apple wird von der mächtigen US-Investmentbank Goldman Sachs flankiert. Die Vorstösse sind also mehr kooperativ denn aggressiv.
Aber: Der partnerschaftliche Ansatz hat für Banken einen groben Haken – die Anzahl Finanzpartner wird nämlich eng begrenzt sein. Und wie sich zeigt, favorisieren US-Techfirmen vor allem heimische Grossbanken mit globaler Reichweite. Das Manna aus Kalifornien verteilt sich nicht über der gesamten Branche, sondern wird wohl viel eher die Vormachtstellung der Wallstreet-Häuser noch zementieren.
6. Lieber die Banking-Hoheit an die USA als an China verlieren
Die eigentliche Gefahr für die Finanzhoheit droht nicht aus den USA, sondern aus China mit den Bezahlplattformen Alipay und Wechat, welche die westliche Finanz-Hegemonie gefährden. Auch die Facebook-Währung Libra ist dem China-Coin vorzuziehen.
Aber: Diese Argumentation entspringt dem Fakt, dass sich die USA und China in einem technologischen Wettrüsten und im Krieg um geistiges Eigentum befinden. Als liberaler Geist wählt man darum das kleinere Übel: Die USA und seine Technologie- und Finanzkolosse, die man lieber im Schweizer Heimmarkt hat als chinesische Unternehmen, die als Speerspitze autokratischer Hegemonial-Ansprüche gesehen werden. Diese Argumentation ist allerdings eine Bankrotterklärung für Europa und die Schweiz, welche tatenlos im Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China aufgerieben werden. Selbstaufgabe kann nicht die Lösung sein.
7. Libra in Genf zeigt: Facebook & Co. brauchen die Schweiz mehr als wir sie
Bei der Ansiedlung der Kryptowährungs-Tochter Libra hat Facebook Genf ausgewählt. Auch der russische Whatsapp-Konkurrent Telegram will offenbar mitsamt eigenem Währungsprojekt in die Schweiz ziehen – speziell der Kanton Zug ist längst zum Magnet für internationale Fintech- und Blockchainfirmen avanciert. Das treibt die Innovation am Finanzplatz voran, weshalb Politik und Aufsichtsbehörden die Ansiedlung gnädig fördern.
Aber: Was internationale Techfirmen in die Schweiz lockt, sind vorab tiefe Steuern, das Stiftungsrecht, die Expertise hiesiger Hochschulen und sichere Datenzentren. Schweizer Finanz-Knowhow ist, abgesehen der nützlichen Firmenkonten, eher zweitrangig. Dies zeigt auch der Blick auf die Libra-Partner: Da ist keine einzige hiesige Bank dabei.
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