Auf den ersten Blick gelang der Credit Suisse mit der Verdoppelung des Reingewinns im dritten Quartal ein Coup. Tatsächlich bleiben diverse Fragen offen – das sind die neun wichtigsten.
Der Reingewinn der Credit Suisse (CS) stieg im dritten Quartal 2019 auf 881 Millionen Franken – eine Steigerung um mehr als 100 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. CEO Tidjane Thiam und seine Kollegen dürfen sich aber nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen.
Während nämlich dicke Margen in der Vermögensverwaltung und eine wiederbelebte Handelsabteilung die Anleger erfreuen dürften, bleibt die Rendite hinter den Versprechungen des CEO zurück. Auch der Durchbruch in Asien lässt auch sich warten. finews.ch hat die neun wichtigsten Aspekte der Quartalszahlen analysiert.
1. Willkommener Sondereffekt
«Im dritten Quartal 2019 haben wir unsere Strategie, ein führender Vermögensverwalter mit ausgeprägten Kompetenzen im Investment Banking zu sein, weiter umgesetzt», sagte Thiam gemäss der Medienmitteilung der CS vom Mittwoch.
Tatsächlich wären die Erträge in den wichtigen Divisionen Asien-Pazifik und in der Schweizer Universalbank tiefer ausgefallen, hätte nicht der Verkauf von Investlab zusätzliche Mittel eingebracht. Derweil ist der Ausblick eher trüb, die Zinsen bleiben tief, Brexit und der Streit zwischen den USA und China machen die Kundschaft vorsichtig.
2. Trendwende beim Personal
CEO Thiam hatte mehrmals betont, die CS nach der Restrukturierung auf einen Wachstumskurs zu führen. Tatsächlich manifestiert sich dies nun auch beim Personal: Von ihrem Ende 2018 erreichten Tiefstand bei rund 45'000 Angestellten hat sich die CS in den letzten drei Quartalen inzwischen recht deutlich abgehoben.
Ende letzten September belief sich der Personalbestand auf 47'440, ausgelagerte Angestellte, mit Externen waren es knapp 61'000. Der Aufbau geht quer durch den Konzern – einzig in der Division Investment Banking & Capital Markets arbeiten leicht weniger Leute als im Vorjahr. Ausgerechnet in der Handelsabteilung Global Markets, welche in der Restrukturierung den grössten personellen Aderlass erlitten hat, läuft die Rekrutierung neuer Mitarbeiter derzeit am schnellsten
3. Zu hoch gezielt
Noch vor Jahresfrist sagte Thiam, bei gleichbleibendem Ertrag rechne er für 2019 mit einer Eigentkapital-Rendite von 10 Prozent bis 11 Prozent. Obwohl die Bank – dank dem Verkauf von Investlab – den Ertrag in den ersten neun Monaten des Jahres leicht steigern konnte, steht die Profitabiliät im gleichen Zeitraum bei 8,8 Prozent. Die Rivalin UBS erwirtschaftete derweil 10,1 Prozent.
Dass es der CS gelingt, im traditionell schwächeren vierten Quartal diesen Rückstand auszugleichen, ist eher unwahrscheinlich. Für Thiam und seie Mannschaft gilt es deshalb zu erklären, wie sie nächstes Jahr eine weitere Steigerung aus dem Hut zaubern wollen.
4. Riskante Geschäfte
Obwohl die CS unter Thiam zum Vermögensverwalter mit angehängter Investmentbank nach dem Vorbild der UBS geworden ist, hat man am Paradeplatz nach wie vor grösseren Appetit aufs Risiko. Das zeigt sich in den Kapitalquoten der beiden Grossbanken: Während die UBS bei der risikogewichteten Version stärker ist, hat die CS gemessen an der Gesamtbilanz mehr Eigenkapital – die Risikodichte der kleineren Bank ist also höher.
Der Risikappetit nahm in den vergangenen zwölf Monaten weiter zu. Die CS erhöhte ihre risikogewichteten Aktiven um 9 Prozent, während es bei der UBS im gleichen Zeitraum lediglich 3 Prozent waren.
5. Tidjane Thiams Lieblingstruppe packt an
Die 2017 gegründete International Trading Solution (ITS) nimmt innerhalb des Konzerns eine Sonderstellung ein. Einerseits, weil sie Divisions-übergreifend arbeitet und die Kräfte der Schweizer Universalbank, der internationalen Vermögensverwaltung (IWM) und des globalen Handels (GWM) anzapfen darf. Anderseits aber auch, weil CEO Thiam die Arbeit der Einheit an Konferenzen gerne heraushebt und lobend erwähnt.
So wirkte sich laut Quartalsbericht die Arbeit von ITS positiv auf den Ertrag im Schweiz-Geschäft mit Institutionellen aus und sorgte im Handel für Dynamik. In der Sparte IWM hingegen fiel ihr Beitrag tiefer aus als im Vorquartal. Insgesamt konnte Thiams Lieblingstruppe den Nettoertrag zum Vorjahr umd mehr als 40 Prozent steigern. Sie befindet sich damit laut der CS auf bestem Weg, ihre Ziele für 2020 zu erreichen.
6. Iqbal Khans Perle wird weiter poliert
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