Suzanne Syz hat sich einen internationalen Namen als Schmuckdesignerin gemacht. Seit kurzem sitzt sie auch im Verwaltungsrat der Bank ihres Mannes Eric Syz. In ihrem ersten gemeinsamen Interview sprechen sie über Ihre Pläne und Erwartungen – auch an ihre Söhne.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit dem Finanzportal Allnews.
Im vergangenen Februar trat Eric Syz von seinen operativen Funktionen zurück, um sich fortan der Strategie seiner Bankengruppe zu widmen, wie auch finews.ch berichtete. Gleichzeitig gab er damals bekannt, dass seine beiden Söhne, Marc und Nicolas, wichtige Funktionen im Unternehmen übernehmen würden.
Im vergangenen Mai nahm Eric Syz' Gattin, Suzanne Syz, Einsitz im Verwaltungsrat der Bank. Ursprünglich von drei Partnern gegründet, wovon deren zwei inzwischen ausgeschieden sind, hat sich das Genfer Finanzinstitut zu einem eigentlichen Familienunternehmen entwickelt.
Doch wie geht es nun weiter? Übernehmen schon bald die Söhne das Geschäft? Welche Rolle hat Suzanne Syz jetzt? Ein exklusives Treffen mit Eric und Suzanne Syz am Genfer Hauptsitz der Bank gibt Aufschluss darüber.
Frau Syz, als Schmuckdesignerin hat sich Ihre bisherige Karriere völlig ausserhalb der Finanzwelt bewegt. Seit einigen Monaten sitzen Sie im Verwaltungsrat der Bank Syz. Was ist Ihr Beitrag in diesem Gremium?
Suzanne Syz: Die Bankbranche ist tatsächlich ein neues Universum für mich, allerdings ist sie ebenso verschlossen wie die Schmuckindustrie es für Frauen ist, und wo ich mein eigenes Unternehmen gegründet habe. Insofern sind mir solche Herausforderungen im Geschäftsleben nicht ganz fremd. Ich bin sicher noch «in Ausbildung», aber wie jede «gute Deutschschweizerin» knie ich mich in diese Sache hinein. Ich bin voll engagiert. Ich lese jedes Dossier von A bis Z und stelle Fragen, die sonst niemand stellt. Meine Position erlaubt mir, gewisse Dinge so zu formulieren, wie ich es sehe. Das ist eine grosse Stärke.
Herr Syz, ist es nicht etwas gewöhnungsbedürftig, nach so vielen Jahren plötzlich eine respektive «Ihre» Frau im Verwaltungsrat zu haben?
Eric Syz: Wir hätten Suzanne schon vor Jahren in den Verwaltungsrat aufnehmen sollen... Doch mir ist es nie in den Sinn gekommen, jemanden mit einer dermassen anderen Berufsausrichtung in dieses Gremium aufzunehmen – wäre sie nicht meine Frau.
«Es ist viel besser, ein guter Arzt zu sein als ein zweitklassiger Bankier»
Normalerweise suchen wir Leute aus der eigenen Branche, weil sie angeblich «gute Instinkte» besitzen, in Tat und Wahrheit sind sie oftmals aber voreingenommen. Meine Frau stellt relevante und herausfordernde Fragen, die eigentlich unsere Kunden stellen. Suzanne ruft uns regelrecht die «raison d'être» unseres Metiers in Erinnerung.
Seit kurzem arbeiten auch Ihre beiden Söhne, Marc, 37, sowie Nicolas, 34, im Unternehmen. Warum erst jetzt?
Suzanne Syz: Wir wollten auf keinen Fall in das traditionelle Muster verfallen und unsere Kinder zwingen, in die Fussstapfen ihres Vaters zu treten. Denn um erfolgreich zu sein, braucht man auch eine gute Portion Leidenschaft. Während Marc sehr früh in die Finanzwelt eingestiegen ist, war dies bei Nicolas zunächst nicht der Fall. Er arbeitete lange für Firmenich, und seit dieser Zeit sind Parfüms seine grosse Passion.
«Unsere Söhne werden gute Zeiten und schwierige Zeiten durchlaufen, genau wie ich»
Eric Syz: Druck führt zu nichts. Es ist besser, ein guter Arzt zu sein als ein zweitklassiger Bankier. Marc ist früh in die Geldbranche eingestiegen, während Nicolas erst später hinzustiess. Die Arbeit bei Marc Haefele, dem Chief Investment Officer (CIO) der UBS, hat ihm gezeigt, dass auch die Finanzwelt innovativ sein kann.
Aktuell ist Yvan Gaillard CEO der Bank Syz. Folgt dereinst Nicolas in seinen Fussstapfen?
Eric Syz: Was Nicolas antreibt, und was er aus seiner Erfahrung bei der UBS gelernt hat, ist die Betreuung von Kunden und die Strukturierung von Dienstleistungen. CEO zu sein bedeutet, sich um viele administrative Fragen zu kümmern, die Nicolas heute davon abhalten würden, genügend Zeit zu haben, um das zu tun, was er am besten kann. Darüber hinaus ist es für viele unserer Kunden sehr vertrauensfördernd, mit jemandem sprechen zu können, dessen Name an der Tür der Bank steht. Das ist ein Zeichen von Stabilität und Tradition – etwas, das unsere Kunden, die oft selber Unternehmer sind, umso mehr schätzen. Mit Nicolas und Marc an Bord signalisieren wir unseren Kunden und Mitarbeitern, dass unser Unternehmen langfristig ausgerichtet ist.
«Er hat bereits viele Jahre in dieser Domäne gearbeitet»
Unsere Söhne werden gute Zeiten und schwierige Zeiten durchlaufen, genau wie ich. Das sind Erfahrungen, die jeder Unternehmer macht. Unsere Söhne haben sicherlich noch viel Arbeit vor sich, aber zusammen mit meiner Frau achten wir, dass sie nicht nur über die nötige Erfahrung verfügen, sondern auch mit Elan und kühnen Ideen an die Sache herangehen und gute Entscheidungen treffen.
Die Firma Syz Capital ist weiteres Standbein der Gruppe, das Ihr Sohn Marc verantwortet. Hätten Sie dieses Unternehmen auch ohne ihn gegründet?
Als Bank hätten wir uns vermutlich auf Private-Equity-Fonds konzentriert, doch Marcs Plan mit Direktinvestitionen hat den Verwaltungsrat absolut überzeugt. Direktinvestitionen sind sein Spezialgebiet. Er hat bereits viele Jahre in dieser Domäne gearbeitet.
Sein Ansatz unterscheidet sich deutlich von dem, was andere Banken anbieten, da Syz Capital als Lead-Investor in vielversprechende Unternehmen investiert. Was Marc aufbaut, ist langfristig ausgelegt: zusammen mit Kunden der Bank ein bis zwei Transaktionen pro Jahr in nichtkotierte Firmen. Das sind Engagements weit weg vom Druck der Finanzmärkte.
Interessieren sich Ihre Kinder so leidenschaftlich für Kunst wie Sie, Frau Syz?
Suzanne Syz: Sie sind seit ihrer Jugend mit der Kunstwelt vertraut und nach wie vor sehr daran interessiert.
Werden sie dereinst die Kunstsammlung weiterführen, die Sie zusammen mit Ihrem Mann aufgebaut haben?
Wir haben sie noch nicht in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen, die mein Mann und ich zusammen mit Nicolas Trembley, dem Kurator der Sammlung, fällen. Das müssen wir in der Zukunft irgendwann einmal prüfen.
Das Interview in Zusammenarbeit mit finews.ch führte Nicolette de Joncaire, seit August 2017 Chefredaktorin der Westschweizer Finanzwebseite «Allnews». Bevor sie in den Journalismus einstieg, arbeitete sie mehr als 25 Jahre in Genf und London in der Finanzbranche. Sie schloss ihre Studien mit einem Master in Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Paris ab.