Die Aktie der Bank Edmond de Rothschild bot Investoren gleich zwei Besonderheiten. Jetzt verschwindet das Dividendenpapier vom Börsentableau. Damit geht ein Stück Börsengeschichte unweigerlich zu Ende.
Die Familie von Edmond de Rothschild sieht keinen Sinn mehr, die Aktien ihrer gleichnamigen Privatbank an der Schweizer Börse kotiert zu haben, wie sie bereits vor einigen Monaten bekanntgab.
Seither hat sie sämtliche Vorkehrungen dafür getroffen und fast 100 Prozent der Aktien übernommen, so dass die noch im Handel verbliebenen Titel demnächst dekotiert werden, wie die Finanzgruppe am Montag mitteilte. Der letzte Handelstag der am 22. Oktober 1987 kotierten Aktie wird der 26. August 2019 sein.
Nur noch Schokolade teurer
Damit geht zweifelsohne ein Stück Börsengeschichte zu Ende. Gleichzeitig verschwindet dadurch eine Börsenattraktion, und zwar in zweifacher Hinsicht. Denn erstens war die Aktie von Edmond de Rothschild über viele Jahre eines der teuersten Dividendenpapiere an der Schweizer Börse.
In ihren besten Zeiten kostete die Aktie sage und schreibe mehr als 44'000 Franken. Das war noch vor der Finanzkrise im Jahr 2007. Zuletzt, und das seit 2013, kostete das Papier rund 15'000 Franken. Trotz massivem Kursrückgang seit dem Höchststand von 2007 blieb der Titel hinter den Namenaktien des Schokoladenherstellers Lindt, die aktuell knapp 80'000 Franken kosten, der zweitteuerste Valor an der SIX.
Seltener Genuss
Und zweitens kamen die Anleger, die sich diese Aktie leisteten, in den seltenen Genuss dem sogenannten Château Rothschild einen Besuch abstatten zu dürfen. Dabei handelt es sich um ein 1858/59 erbautes Schlösschen in der Genfer Gemeinde Pregny-Chambésy, das (noch) der Familie Rothschild gehört, und wo jeweils die alljährliche Generalversammlung (GV) stattfand.
Damit ist nun ebenfalls in zweifacher Hinsicht Schluss. Denn erstens werden die künftigen GVs im engsten Familienkreis stattfinden. Und zweitens wird mit dem Ableben des heute 56-jährigen Benjamin de Rothschild – er ist der Sohn von Bankgründer Edmond – dereinst der Kanton Genf ins Château einziehen.
Öffentlicher Park
Immerhin: Der Park rundherum soll dannzumal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mit dem angrenzenden Parc de l'Impératrice verbunden werden. So können sich einstige Rothschild-Aktionäre in die Nähe ihrer einstigen Wirkungsstätte begeben und gloriose Börsenzeiten Revue passieren lassen.