Eine zweite Welle von Kündigungen hat das Indexfonds-Geschäft von Blackrock in der Schweiz erfasst. Wie Recherchen von finews.ch nahelegen, ist dabei auch das Londoner Hauptquartier ein Faktor.
Der weltweit grösste Anbieter von börsengehandelten Indexfonds (ETF) iShares erlebt in der Schweiz einen weiteren Aderlass. Wie finews.ch berichtete, hat ein Grossteil der altgedienten Kader das Blackrock-Tochterunternehmen bereits 2018 verlassen. Nun sind weitere Abgänge in den unteren Chargen bekannt geworden. Wie der Zürcher Finanzblog «Inside Paradeplatz» berichtete, ist das einstmals 15-Mann-starke Verkaufsteam auf acht Personen geschrumpft.
Wie weitere Recherchen ergeben haben, werden einige dieser iShares-Leute bald bei der Konkurrenz auftauchen. So bestätigte die Bank Vontobel, dass ein Experte kommenden Juli im Bereich Financial Products tätig wird; eine Ex-iShares-Mann fängt Anfang Juni beim französischen Fondshaus Amundi an. Dort ist bereits der ehemalige iShares-Schweiz-Vizechef Marco Strohmeier engagiert.
Insgesamt ist das Schweizer iShares-Team seit dem letzten Bericht von finews.ch vom vergangenen April um fünf Mitglieder geschrumpft.
Wer da noch ist
In der bestens vernetzten Schweizer Fondsbranche sorgt dies für ein Raunen. Blackrock, der weltgrösste Vermögensverwalter, gilt auch in der Schweiz als wichtiger Player. Die Tochter iShares wurde hierzulande praktisch von der grünen Wiese auf aufgebaut und brachte in wenigen Jahren viel Expertise und Marktmacht zusammen.
Vom Passiv-Boom befeuert, wurden hierzulande bei Pensionskassen, Banken, Fintechs und Vermögensverwalter aller Art Dutzende Milliarden Franken eingesammelt.
Nun, ist von verschiedenen Seiten zu vernehmen, sei beim Powerhouse «kaum jemand mehr».
Auf Anfrage von finews.ch bestätigte Blackrock Schweiz die kolportierte Teamstärke. Den Abgängen begegnet man bei der Schweizer Niederlassung des US-Giganten mit Gleichmut.
Die Mitarbeitenden von Blackrock seien am Markt sehr gefragt. Und in einer Interimsphase nach einem Führungswechsel seien Wechsel nicht ungewöhnlich. Zudem: «Blackrock hat keine Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal anzuziehen.»
Neuzugang von Bellevue
Tatsächlich stösst mit Mark Vallon, der zuvor für die Zürcher Finanzboutique Bellevue Asset Management tätig war, im Juni ein neuer Team-Leiter für die Betreuung von Banken hinzu. Weitere vier Personen in Zürich und eine Person in Genf sollen in Kürze eingestellt werden, damit ein Team von 14 Personen entsteht.
Mehrere voneinander unabhängige Quellen zeichnen demgegenüber ein dramatischeres Bild. Der personelle Aderlass habe sich sowohl auf den Service wie aufs Tagesgeschäft ausgewirkt.
ETF mögen in der Wahrnehmung als einfache, günstige Produkte gelten. In Tat und Wahrheit wird im Vertrieb sehr viel Spezialwissen über den Aufbau der Indexfonds, ihre Eigenheiten und die Wirkung in einem Anlageportefeuille vorausgesetzt. Dies umso mehr, als die Hauptkundschaft von iShares in der Schweiz aus Institutionellen und Banken besteht – alles selber Finanzprofis also.
Keine negativen Auswirkungen
Blackrock erkennt auf Anfrage keine negativen Auswirkungen in der Schweiz. Konkrete Zahlen zum hiesigen Markt veröffentlicht der Fondsriese zwar nicht. Das Land sei jedoch ein Kernmarkt für iShares-Produkte und das Wachstum weiterhin zweistellig.
Mit Blick aufs Jahr 2019 spricht das Finanzunternehmen von einem gelungenen Start: Im ersten Quartal seien iShares weltweit rund 31 Milliarden Dollar zugeflossen. Ein Drittel der Neugelder stammten aus Europa, heisst es. Die Schweiz habe dazu einen signifikanten Beitrag geleistet.
Dessen ungeachtet steht der Marktführer nicht mehr so glänzend da wie auch schon. Im äusserst schwierigen Anlagejahr 2018 kam selbst der erfolgsverwöhnte US-Fondsriese vom Wachstumspfad ab. Erstmals seit Jahren gingen die verwalteten Vermögen zurück, um 5 Prozent.
Laut einem Bericht der Agentur «Bloomberg» gerät künftig auch das wichtige Geschäft mit Indexfonds unter Druck. Dort konnte iShares die Preise seiner Flaggschiff-Produkte lange verteidigen. Doch wird die Blackrock-Tochter von grossen Rivalen wie Vangaurd oder State Street regelmässig unterboten. Ein weiterer Preiszerfall ist demnach nicht mehr auszuschliessen.
Herrscherin über Milliarden
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