Wir haben bereits heute Kunden in Singapur. Hauptsächlich im «Business-to-Business» Bereich, also aus der Vermögensverwaltung, von Anlagefonds, Broker, und kleinen Banken, die alle schon heute unsere Dienstleistung benützen.

Wir haben aber gemerkt, dass man schnell in eine Dimension vorstösst, wo die Kunden sagen, sie bräuchten einen Ansprechpartner. Deshalb haben wir beschlossen, in Singapur eine Niederlassung zu eröffnen. Sie muss natürlich reguliert sein, und unsere Anfrage liegt bereits bei der MAS, dem Bankenregulator.

Die MAS ist relativ effizient im Erteilen von Lizenzen, und es sieht so aus, als ob wir bis September diese Lizenz bekommen sollten. Einen lokalen Chef haben wir auch schon – er ist unser ehemaliger Chef in Dubai. Er hat dort genau das Gleiche gemacht und wird nun für uns in Singapur das Geschäft aufbauen. Unser Team wird am Anfang klein sein, mit vier bis fünf Leuten, aber wenn die Erträge anfangen zu fliessen, können wir es sicher ausbauen.

Wie stark sind Sie jetzt schon in Asien aufgestellt?

Wir müssen auf jeden Fall in diese Märkte investieren. Wir haben im Moment auf unserer Plattform eine Schwachstelle bezüglich asiatischer Märkte. Europa und Amerika sind bei uns gut abgedeckt, aber in Tokio, Shanghai, Südkorea und Hongkong haben wir eigentlich nicht sehr viel im Angebot. Dies ist aber wirklich zu einem Bedürfnis geworden. Nicht nur bei den Neukunden, die wir dort gewinnen wollen, sondern auch bei vielen Kunden in der Schweiz, die mit asiatischen Aktien handeln wollen.

Wird das Produkt auch für Kleininvestoren erhältlich sein?

In der Schweiz durchaus aber in der ersten Phase nicht in Singapur. Zuerst spezialisieren wir uns auf institutionelle Kunden. Das Retailgeschäft kommt in einer zweiten Phase. Der Regulator in Singapur erteilt auch nicht sofort eine Retail-Lizenz. Er will zuerst wissen, wie das Geschäft funktioniert. Wenn wir uns etabliert haben, können wir einen zweiten Wachstumsschritt wagen.

«Beim Brexit gehen wir vom Worst-Case-Szenario aus»

In der ersten Phase werden wir etwa 3 Million Franken in Singapur investieren, einerseits natürlich für die Mitarbeiter, aber auch um die ersten Verluste zu decken, die bei jedem Startup anfallen. Dann aber auch für die Aufbereitung unserer Handelsplattform.

Welche Auswirkungen hat der Brexit auf Ihr Geschäft in London?

Es gibt ein Fragezeichen, welche Aktivitäten wir von England aus noch betreiben können. Wir gehen vom Worst-Case-Szenario aus, dass man nämlich von London aus nicht mehr frei auf den europäischen Markt darf. Bei einem No-Deal-Szenario wird dies vermutlich von einem Tag auf den anderen unmöglich.

Dies ist ein Problem, weil wir nicht nur Kunden aus England, sondern aus ganz Europa durch unsere Londoner Filiale betreuen. Deshalb haben wir die Bank Internaxx in Luxemburg gekauft. In Zukunft werden wir die europäischen Kunden über Luxemburg bedienen und die Konten dort eröffnen.


Marc Bürki ist seit 1999 Chief Executive Officer der Swissquote in Gland VD. Nach seinem Studium zum Elektroingenieur an der EPFL in Lausanne heuerte er bei der European Space Agency in Holland an. Im Jahr 1990 gründete er das Unternehmen Marvel Communications, das auf die Entwicklung von Finanzinformations-Software spezialisiert war. Daraus entwickelte sich die Firma Swissquote, heute die grösste Schweizer Onlinebank.