Dem serbelnden Aktienkurs zum Trotz konnte sich die Schweizer Grossbank UBS bisher auf ihr stabiles Geschäftsmodell berufen. Das enttäuschende vierte Quartal zeigt die Schwächen desselben.
UBS-Chef Sergio Ermotti will am Geschäftsmodell der Bank nicht rütteln. Das machte er im November gegenüber den Investoren deutlich.
Just anhand der ersten Quartalszahlen nach dem Strategie-Update zeigt sich allerdings, dass die UBS weniger widerstandsfähig ist, als dies nach sechs Jahren Risikoabbau zu hoffen wäre. Die am Dienstag veröffentlichten Resultate für das vierte Quartal 2018 verfehlten die Erwartungen auf breiter Front.
Überraschende Abflüsse
Die turbulenten Aktienmärkte verunsicherten während der Berichtsperiode viele Privatanleger. Dass die wohlhabenden Kunden im Global Wealth Management der UBS mit ihrer Zurückhaltung einen Umsatzrückgang einbrocken würden, war deshalb zu erwarten.
Unerwartet hohe Kosten für juristische Belange trieben gleichzeitig die Kosten nach oben, womit die UBS in der Paradedisziplin die Erwartungen der Analysten verfehlte. Eine wirklich negative Überraschung in der Vermögensverwaltung unter der Leitung von Tom Naratil und Martin Blessing waren hingegen die Abflüsse von Kundengeldern.
Negativsignal von asiatischen Kunden
Die 7,9 Milliarden Dollar, welche die Kunden der UBS unter dem Strich entzogen, betrafen vor allem die Schweiz und die USA. Auch aus Asien kommen negative Signale: Die sonst eigentlich risikofreudigen Kunden liehen sich dort weniger Geld von der Bank und deuten damit an, dass sie keine baldige Erholung der Märkte erwarten.
Ebenfalls schmerzhaft ist, dass die sehr reichen Kunden im Ultra-High-Net-Worth-Bereich unter Joe Stadler Geld abzogen. In diesem Bereich sieht sich die UBS dank ihrer globalen Präsenz und der Zusammenarbeit zwischen Wealth Management und Investmentbank gegenüber kleineren Privatbanken im Vorteil.
Absturz der Investmentbank
Noch im dritten Quartal, in welchem die Private-Banking-Kunden ebenfalls bereits Vorsicht walten liessen, sorgte die Investmentbank für einen stabilisierenden Effekt. Zum Einstand der neuen Spartenchefs Piero Novelli und Rob Karofsky fuhren diese nun einen Verlust ein.
Jeder einzelne Bereich der Division verbuchte einen Umsatzrückgang. Selbst die Steigerung der Einnahmen im Handel mit Währungen und Anleihen entpuppt sich auf den zweiten Blick als Fata Morgana: Der Auftrag kam vom Corporate Center der UBS, wo man sich aufgrund der Umstellung der Berichterstattung auf US-Dollar gegen Wechselkursschwankungen absichern musste. Zwar hätte die Bank die so gebundenen Ressourcen eventuell auch anderweitig einsetzen können, dass ein so dickes Geschäft von Aussen akquiriert worden wäre, ist jedoch nicht gesichert.
Geschäftsmodell versagt
Damit versagt das auf Stabilität ausgelegte Geschäftsmodell der UBS ausgerechnet beim ersten deutlichen Anzeichen dafür, dass sich die Weltwirtschaft abkühlt. Für die Anleger, die schon seit Jahren vertröstet werden, ist das ein schlechtes Zeichen.
Der Aktienpreis der Bank fiel an der Börse denn auch um etwa 4 Prozent. Daran ist lediglich positiv, dass der tiefe Kurs die Dividendenrendite auf 5,4 Prozent treibt.
CEO Ermotti wird sich allerdings weiterhin Fragen zu seinen Zukunftsplänen anhören müssen. Ob die Geduld der Anleger mit ihm noch reicht, bis die globale Wirtschaft und die Aktienmärkte der UBS wieder Auftrieb geben, bleibt weiterhin fraglich.