Dem Geschäft mit Daten wird im Banking eine grosse Zukunft vorhergesagt. Die UBS hat hier eben eine erste Wegmarke genommen.
Dass Big Data das neue Gold sein könnte, dämmert den Banken schon seit Längerem. Landauf, landab wird in Führungszirkeln und an Branchenforen über die Verwendung der immensen Datenmengen debattiert, die den Banken zur Verfügung stehen.
Den Worten Taten folgen zu lassen, erweist sich hingegen als knifflig. Ungeordnete Datenhaufen, ungeeignete IT, ein strengerer Datenschutz und nicht zuletzt die im Banking hoch gehaltene Diskretion stehen dem entgegen. Axel Weber, der Präsident der UBS, formulierte das Dilemma einst so: «Der Kunde darf sich von uns nicht ausspioniert fühlen, sonst verlieren wir sehr schnell das Vertrauen.»
Der flüchtige Weltmeister
Nun ist es just Webers Bank, die eine erste Wegmarke in Richtung Big-Data-Dienstleister erreicht hat. Dies, indem das Geldhaus einem seiner meistbeachteten Innovationsträgern mehr Freiheit zugesteht. Die Rede ist vom UBS Evidence Lab, über welches auch finews.ch verschiedentlich berichtete.
Seit der Gründung im Jahr 2014 machen die dort versammelten Datenanalysten öffentlichkeitswirksam von sich reden. Etwa, indem sie (erfolglos) den Gewinner der Fussball-WM ermittelten, ein Tesla-Elektroflitzer auseinanderschraubten und gar die Twitter-Nachrichten von US-Präsident Donald Trump nach einer tieferen Bedeutung ausloteten.
Eigenes sell-side-Angebot
Vor allem aber belieferte das Evidence Lab andere UBS-Research-Abteilungen mit Studien und beantwortete spezifische Fragen der Kollegen. Das erwies sich zuweilen als frustrierend, weil allein von den 3'000 im Jahr 2018 produzierten Reports nur ein Bruchteil beim Bankkunden endete.
Das ändert sich jetzt, wie das Branchenportal «Institutional Investor» berichtet. Das Evidence Lab wird zu einem eigenen «sell side»-Analysehaus und kann so eine wesentlich breitere Klientel ansprechen. Da die Datenprofis bereits mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden, ist davon auszugehen, dass das Geschäftsmodell funktioniert.
Ausweg aus der Ertragsfalle
Zudem: Seit die EU-Finanzrichtlinie Mifid II die gesonderte Verrechnung von Analyseleistungen vorschreibt, haben konventionelle Research-Abteilungen ein Problem. Die Kunden kaufen nämlich nur noch, was heraussticht. Big-Data-Analysen dürften die neue Nachfrage ziemlich genau treffen.
Mit der Herauslösung aus dem UBS-Research gewinnt das Evidence Lab gleichzeitig an Beweglichkeit, was für weitere Innovationen wohl entscheidend ist. Das kann dem Bankkonzern, der derzeit operativ mit stagnierenden Erträgen kämpft, nur recht sein. So erwartet die Beratungsfirma McKinsey, auf die auch bei der UBS genau gehört wird, dass digitale Technologien den Firmen im Schnitt zu 45 Prozent besseren Margen verhelfen.