Die Grossbank will die neuesten digitalen Technologien nun auch im Kerngeschäft mit schwerreichen Privatkunden forcieren. An einer Tagung liess sich UBS-Präsident Axel Weber in die Karten blicken.
So rabenschwarz wie sein CEO, Sergio Ermotti, sieht Axel Weber (Bild unten) die Zukunft im Banking nicht. Angesprochen zur Warnung des UBS-Chefs, jede dritte Stelle bei der UBS werde in den nächsten Jahren wegfallen, suchte der Präsident zu beschwichtigen. «Wir wollen ja schliesslich wachsen und in neuen Bereichen Stellen schaffen», sagte Weber am (gestrigen) Mittwoch am 12. Annual Meeting des Swiss Finance Institute in Zürich.
Gleichzeitig stellte Weber sich klar hinter die Meinung des UBS-Chefs, dass sich das Banking in der nächsten Dekade nochmals grundlegend verändern werde.
Siegeszug der Plattformen
So habe die Digitalisierung Online-Plattformen wie Amazon oder WeChat zum Siegeszug verholfen. Diese Anbieter würden sämtliche Mittelsmänner überspringen und direkt die Kunden angehen. «Wir Banken sind klassische Mittelsmänner», mahnte Weber die Branchenvertreter im Saal. Für das Metier gebe es deshalb nur eine Überlebensstrategie: «Wir müssen selber zur Plattform werden», so der UBS-Präsident.
Bis dahin ist es allerdings noch weit. Die Banken haben erst damit begonnen, das bestehende Geschäft von der Front bis hinten ins Backoffice «end-to-end» zu digitalisieren. Derweil rollt bei der UBS die nächste Technologie-Offensive an, wie ihr Präsident nun durchscheinen liess. Die Bank macht sich daran, die Digitalierung ihres Kerngeschäfts in der Vermögensverwaltung zu forcieren. Dazu will sich Weber der meist-gehypten Zukunftstechnologien bedienen.
Wird Sotheby's arbeitslos?
Auf Basis des als bahnbrechend geltenden Blockchain-Netzwerks will er superreichen Kunden eine verlockende, neue Dienstleistung bieten: Mittels der Technologie sollen Realwerte wie Kunst, Luxuswagen oder Diamanten «bankable» und damit handelbar gemacht werden, erklärte Weber. In der Blockchain wären dann Provenienz und die Bewertung klar festgehalten, was für sichere Transaktion sorgen würde. «So könnten Sammler über die Blockchain Van Goghs gegen Monets tauschen», blickte Weber in die Zukunft.
Setzt die UBS die Vision in die Tat um, würden für Auktionshäuser wie Sotheby’s wohl harte Zeiten anbrechen.
Nur keine Spionage
Vorwärts machen will Weber auch im Feld der Künstlichen Intelligenz und von Big Data. Denke man etwa an den Zahlungsverkehr, dann verfügten die Banken wohl über den grössten Datenpool zu Konsumenten weltweit. Bei der Nutzung sei aber Fingerspitzengefühl geboten. «Der Kunde darf sich von uns nicht ausspioniert fühlen», gab Weber zu bedenken. «Sonst verlieren wir sehr schnell das Vertrauen.»
In der Vermögensverwaltung lassen sich Daten jedoch auf natürliche Weise als beratendes Element einsetzen, glaubt der UBS-Präsident. Hier komme die Künstliche Intelligenz ins Spiel: Mit Algorithmen lasse sich etwa das Handelsverhalten von Privatkunden nach Mustern durchforschen.
Mit Bankberatung gegen Komplexität
«Wenn jemand einen Trade tätigen will, der vom gewohnten Muster abweicht, kann sich der Bankberater einschalten». So liessen sich Risiken verhindern.
Ganz generell sieht Weber für das Private Banking eine gute Zukunft. «Die Digitalisierung sorgt für immer mehr Komplexität», gab der UBS-Banker zu bedenken. «Es entspricht exakt unserer Art von Expertise, mit Beratung die Komplexität für die Kunden zu vermindern.»