Ab 2018 müssen Banken für ihr Research Geld verlangen, dies gibt das EU-Regelwerk Mifid II vor. Bei der Umsetzung läuft der Finanzbranche die Zeit davon, wie eine neue Analyse zeigt.
Mifid II, das «Regulierungs-Monster» wie es in Finanzkreisen oft tönt, bereitet den Banken und Brokern zurzeit viel Kopfzerbrechen. Bereits ab Anfang 2018 sind sie verpflichtet, die Kosten für Research transparent zu machen und dieses bei ihren Kunden in Rechnung zu stellen. Wie finews.ch berichtete, kann sich auch die Schweizer Branche der neuen europäischen Richtlinie nicht entziehen.
Für das Lager der Fondsmanager und Vermögensverwalter bedeutet dies wiederum, dass sie nun entscheiden müssen, wer für Analysen zahlt, die ihnen helfen, ihre Anlageentscheidungen zu fällen. Sie selber – oder die Endanleger.
«Doch obwohl nur knapp vier Monate Zeit bleibt, befassen sich viele Asset Manager sehr zögerlich damit», stellt René Hermann, Partner der unabhängigen Zürcher Research-Boutique I-CV, in einem Essay zu Mifid II fest.
Selber zahlen oder selber machen?
Grundsätzlich gibt es laut I-CV vier Varianten für Asset Manager:
- Der Asset Manager bezieht weiter Research bei der Bank und zahlt künftig dafür.
- Der Asset Manager baut selbst auf eigene Kosten ein Research-Team auf, das auf seine Produkte ausgerichtete Analysen erstellt.
- Der Asset Manager kauft sich bei unabhängigen Drittanbietern Dienstleistungen ein.
- Der Asset Manager bedient sich quasi à la carte aller Varianten, um für ein vordefiniertes Budget das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu erhalten.
I-CV nimmt keine Wertung der vier Optionen vor. Klar ist aber, dass der Aufbau eines eigenen Research-Teams für viele Asset Manager schlicht nicht bezahlbar ist.
Eine fünfte Option, nämlich die Research-Kosten auf die Endkunden abzuwälzen, scheint für viele Anbieter aus Performance-Gründen kein gangbarer Weg zu sein. So haben sich grosse Fondshäuser wie Blackrock oder Allianz Global Investors bereit erklärt, die Kosten für externes Research zu übernehmen. Auch die Genfer Unigestion trägt die Kosten selber.
Grosse Preisdifferenzen
Hermann zufolge klopfen Banken nun mit preislich stark unterscheidlichen Angeboten bei den Asset Managern an. «In Gesprächen mit unseren Kunden und Geschäftspartnern haben wir festgestellt, dass von symbolischen Beträgen bis horrenden Summen alles möglich ist», so Hermann.
Mittlerweile haben Research-Anbieter, darunter die UBS und die Credit Suisse (CS), ansatzweise durchblicken lassen, wieviel sie für ihre Analysen zu verlangen gedenken, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtete.
Das Budget fehlt
Das Problem dabei ist laut I-CV, dass viele Vermögensverwalter noch kein Budget reserviert haben. Dies wird vermutlich dazu führen, dass der Bedarf an Analysen den verfügbaren Mitteln angepasst und deshalb rigoros zurückgefahren wird.
Das wiederum schlägt zurück auf die Analysten bei Banken und Brokern. Und zwar in der Form, dass Banken ihre Research-Kapazitäten auf bestimmte Anlagesegmente ausrichten müssen, um so einen echten Mehrwert für die Abnehmer zu liefern. Nicht von ungefähr wird bei den Finanzexperten ein weiterer Kahlschlag vermutet.