Hypotheken bilden den Kern des Schweizer Retailbanking. Doch nun sehen sich die Banken gezwungen, das ureigene Geschäft mit Konkurrenten zu teilen. Das sind die Gründe.
Am Schweizer Digitaltag vom (gestrigen) Donnerstag feierte auch die Finanzbranche ihre neuesten technologischen Errungenschaften. Einen grossen Auftritt hatte in diesem Rahmen Hanspeter Ackermann, CEO der neuen Hypothekenbörse Credit Exchange (Credex), der am Zürcher Hauptbahnhof die Plattform im Beisein seiner neuen Konsortialpartner ganz offiziell vorstellen durfte.
«Mit der Credit Exchange wollen wir den Hypothekarmarkt innovieren. Die Verknüpfung von Endkunden, Vertrieb und Kreditgeber bringt für alle mehr Effizienz und Transparenz», warb der ehemalige Chef der Bank Cler.
Was als Digitalisierungs-Offensive des Swiss Banking Banking gefeiert wurde, lässt sich allerdings auch als Rückzugsgefecht des Metiers interpretieren. Credit Exchange bekennt sich dazu, den Nutzern das beste Hypothekenangebot auf der Plattform anzubieten. Die Bankenakteure im Konsortium – vorerst ist es die Clientis Zürcher Regionalbank – lassen damit explizit zu, dass nicht zwingend das eigene Angebot zum Zug kommt.
Neugeschäft geht flöten
Das Hypothekargeschäft, dieses ureigene Angebot des Retailbanking, aus der Hand zu geben: das wäre bis vor Kurzem für Schweizer Banker schlicht ausser Frage gestanden.
Indes, die Realitäten am Markt haben sich innert Kürze massiv verändert. Zwar dominieren die Banken weiterhin das Bestandesgeschäft mit grossem Vorsprung. Im Neugeschäft schwimmen ihnen aber zunehmend die Felle davon, wie finews.ch recherchierte.
Der Grund: Versicherer, Pensionskassen und Fintechs haben sich in den Markt eingeklinkt und holen sich mit tiefmargigen Angeboten immer mehr Volumen. So beträgt der Anteil der Assekuranz bei den über ein bekanntes Online-Portal vermittelten zehnjährigen Festhypotheken über 40 Prozent.
Für die Banken, die aufgrund von Eigenkapital-Puffern und Zinsdifferenz-Geschäft ganz anders rechnen müssen, ist ein Preisdumping gegen die branchenfremde Konkurrenz nicht zu gewinnen. Das hat einige Institute bereits zu erstaunlichen Sinneswandlungen veranlasst.
Valiant setzt auf die Vergleichshypothek
Relativ früh reagierte die UBS im Jahr 2016 mit ihrer Plattform Atrium, einer Art Kontaktbörse für Kreditnehmer und institutionelle Investoren, bei der die Grossbank UBS die Hypothek vermittelt und bewirtschaftet. Noch weiter geht bald die Berner Regionalbank Valiant. Ab Mitte 2019 testet sie ein Angebot, bei der Valiant-Kunden in der Hypothekarberatung verschiedene Offerten erhalten.
Darunter werden auch Angebote von Pensionskassen oder Versicherungen sein, plant die lila Bank.
Gegenüber finews.ch erklärte Valiant-Präsident Jürg Bucher jüngst ganz offen, warum es dem Institut dabei geht. «Da wir unseren Fokus auf die Marge legen, können wir einige Geschäfte nicht abschliessen, weil die Konkurrenten für unsere Verhältnisse viel zu tief offerieren.» Die Folge: Die Bank verliert die Kunden. «Mit der Vergleichshypothek können wir diesen Kunden ein Angebot machen und sie nach Abschluss betreuen.»
Neue Mission: den Kunden halten
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