Doch wie kriegt man Krypto-Cracks aus dem Silicon Valley nach Roxy Balzers? Am Anfang habe das schier unmöglich geschienen, gibt Wögerer zu. Doch in der Heimat der Fricks, der Hasler, Marxer, Hiltis und Batliner gibt es einen grossen Trumpf: Man kennt sich gegenseitig und kann in Geschäftsdingen auf Blutsbande zählen.
Ein an der digitalen Währung Bitcoin interessierte Verwandter gab so den Anstoss für die ersten Diskussionen zur Blockchain-Strategie der Bank Frick, blickt Wögerer zurück. Die Assistentin der Bankchefs wiederum hatte einen jungen Verwandten in Kalifornien, der Algorithmen für eine mexikanische Kryptobörse programmierte. «Wir riefen den damals 19-Jährigen an, ob er uns die Blockchain erklären komme. Innert sechs Monaten entwarfen wir mit ihm erste Geschäftsmodelle und schulten unsere Angestellten.»
«Wir können auswählen»
Dank des jugendlichen Helfers konnte die Bank zügig in Europa ein Netzwerk aufbauen, das den Kern zum heutigen Team bildet. Mittlerweile bekommt Wögerer Anfragen von Studienabgängern aus Top-Universitäten. «Wir können auswählen», freut er sich.
Für eine Bank fast noch wichtiger als das technologische Wissen ist indes die Fähigkeit, die erheblichen Risiken im Griff zu halten, welche das Kryptobusiness mit sich bringt. Gerade digitalen Währungen haftet der Ruch von Geldwäsche und Cyberkriminalität an. Damit möchte kein honoriges Geldhaus in Berührung kommen, in Liechtenstein so wenig wie in der Schweiz. Auch hier wollen deshalb die richtigen Spezialisten gefunden sein, die den Spreu vom Weizen trennen.
Wegen Envion in den Schlagzeilen
Die absolute Sicherheit gibt es aber auch dann nicht, wie die Bank Frick gerade erfahren muss. Im Eklat um das Zuger Krypto-Startup Envion, dessen Investoren um Gelder im Umfang von insgeamt 100 Millionen Dollar bangen, taucht auch das Liechtensteiner Institut auf. Wie die Zeitung «Tagesanzeiger» (Artikel bezahlpflichtig) unlängst berichtete, lagert ein Teil des Geldes aus dem Envion-ICO auf Konti bei Bank Frick.
Für Wögerer & Co. ist das keine angenehme Situation. Die Bank Frick hat mit Envion Ende 2017 Geschäftsbeziehungen aufgenommen. «Das Startup verfügte über ein reales Geschäftsmodell und erfüllte die KYC-Vorschriften der Bank. Dass sich zwischen den Gründern und der Geschäftsführung von Envion ein Streit entwickelte, konnte damals nicht vorausgesehen werden», blickt man in Liechtenstein zurück. Im Rahmen des Falls seien keine Forderungen an die Bank Frick gestellt worden.
Die Vollmacht über die Konten des Startup bei der Bank Frick hat inzwischen die Kanzlei GHR Rechtsanwälte, welche die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) als Untersuchungsbeauftragte bei Envion eingesetzt hat.
Standard für ganz Europa
Was heute die Blockchain-Pionierin trifft, könnte morgen der Token-Ökonomie von ganz Liechtenstein zu schaffen machen. Doch Wögerer wiegelt ab. Mit der Weissgeld-Strategie habe das Land seinerzeit einen harten Schnitt gemacht.
«Das hat den Finanzplatz geschmerzt, es ist viel Geld auch Richtung Schweiz abgeflossen.» Doch jene Mentalität gelte es nun im Blockchain-Business erneut anzuwenden, sagt der Banker. «Liechtenstein wird von der EU stärker beobachtet als andere Mitgliedländer. Das hat zur Folge, dass wir uns besonders hohe Standards auferlegen müssen, um nicht zum Ziel von Sanktionen zu werden.»
Für das neue Blockchain-Gesetz in Liechtenstein sei auch darum weniger die Geschwindigkeit der Umsetzung ausschlaggebend, als dass die Richtlinien durchdacht und nachhaltig seien. Das neue Gesetz soll laut dem Willen der Finanzcommunity im Fürstentum einen soliden Standard bringen, der Dank der EWR-Mitgliedschaft europaweit anerkannt ist. «Damit wollen wir hier in Liechtenstein auch eine prägende Rolle bei der Ausarbeitung einer EU-Blockchain-Gesetzgebung spielen», betont Wögerer.
Unfaire Kritik?
In der Schweiz wartet die Kryptoszene derweil auf den Bescheid einer Arbeitsgruppe des Bundes. Die hiesigen Banker halten sich weiter vom Kryptogeschäft fern, obschon ihnen die Bankiervereinigung kürzlich eine Wegleitung dazu in die Hand gedrückt hat. Wögerer gibt aber zu Bedenken, dass man ob dieser zögerlichen Gesten nicht zu scharf mit dem hiesigen Finanzestablishment ins Gericht gehen darf.
«Wir beobachten Schweizer Krypto-Startups, die aktiv in Liechtenstein einen Bankpartner suchen«, sagt der Frick-CEO. Aber vielleicht sei die Berichterstattung etwas unfair: Letzten Herbst sei es zum Krypto-Boom gekommen, und im Winter hätten alle geschrien, es fehle in der Schweiz an Bankbeziehungen.
«Doch innert so kurzer Zeit war es für die Schweizer Kollegen gar nicht möglich, Strukturen aufzubauen», sagt Wögerer. «Dazu sind mindesten eins bis zwei Jahre vonnöten.»
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