Ausserhalb Basels ist der designierte Raiffeisen-Präsident Guy Lachappelle ein eher unbeschriebenes Blatt. Als Chef der Basler Kantonalbank war der fünffache Vater bislang agil und weitsichtig.
«Zur Patchwork-Familie gehören fünf Kinder», beschrieb die Basler Kantonalbank (BKB) im Februar 2013 ihren neuen CEO Guy Lachappelle und signalisierte damit: Der Mann will mit offenen Karten spielen und ist einer von uns.
Dieser Mann soll nun als künftiger Verwaltungsratspräsident die Raiffeisen Gruppe aus grössten Krise führen. Wobei anzumerken ist: Diese Krise betrifft (zumindest bislang) das operative Geschäft nicht. Vielmehr muss Lachappelle die verbrannte Erde, welche Ex-CEO Pierin Vincenz im Innern der Genossenschaftsbank durch sein Gebaren und mutmasslich kriminelles Handeln hinterlassen hat, umpflügen und neu begrünen.
Das zerrüttete Gefüge kitten
Er muss die Bank personell mit einem neuen CEO und weiteren von der Vergangenheit unbelasteten Geschäftsleitungsmitglieder bestücken, die Corporate Governance neu aufbauen, das durch die Vertrauenskrise zerrüttete Gefüge in der Genossenschaft kitten und eine Zukunftsvision für das grösste Hypothekarinstitut der Schweiz entwickeln und realisieren.
Kann Lachappelle das? Zumindest ist der 57-jährige Banker mit seinen durchaus vergleichbaren Aufgaben als CEO bei der BKB nicht gescheitert. Im Gegenteil: Die BKB hat sich in den letzten Jahren als progressives Institut hervorgetan, welches die Veränderungen im Banking und im Kundenverhalten mitgestaltet hat und die Chancen der Digitalisierung mit verschiedenen Initiativen packen will.
Bei der BKB musste er aufräumen
Doch zunächst musste Lachappelle nach seinem Antritt zu Beginn des Jahres 2013 bei der BKB aufräumen. Sein Vorgänger Rudolf Matter war zuvor freiwillig unfreiwillig aus dem Amt geschieden. Die Hypothek des Betrugsfalles des Vermögensverwalters ASE und Kunde der BKB wog zu schwer.
Auch Lachappelle war in den ASE-Fall verwickelt. Er stiess im Jahr 2010 als Kreditchef zur BKB. Wenig später flog die Affäre ASE Investment auf. Der Vermögensverwalter hatte mittels Schneeballsystem hunderte von Kunden betrogen und die BKB via ihre Filiale in Zürich als Depotbank genutzt.
Hans Ringger, der die Zürcher Filiale leitete, schwärzte bei seinen Aussagen gegenüber der Finma auch Kreditchef Lachappelle an. Doch dieser konnte die Vorwürfe entkräften, sodass ihm der Weg zum BKB-CEO offen blieb.
US-Steuerdeal ausgehandelt
Seine ersten zwei Amtjahre musste Lachappelle dem Krisenmanagement widmen. Die BKB war – ebenfalls durch ihre Zürcher Filiale – stark im Geschäft mit Schwarzgeldern aus den USA tätig. Lachappelle musste den ganzen Fall aufarbeiten und den Bussen-Deal mit den USA aushandeln.
Diesen August bezahlte die BKB schliesslich 60,4 Millionen Franken an die US-Steuerbehörden. Lachappelle hatte Rückstellungen von 100 Millionen Franken gebildet.
Sohn der «Warteck»-Wirte
- Seite 1 von 2
- Weiter >>