Die Absicht, aus der Schweiz ein Crypto-Zentrum zu machen, ist voller Widersprüche. Bundesbern arbeitet den Banken in die Hand, die sich Kryptowährungen praktisch geschlossen verweigern.

Als Bundesrat Johann Schneider-Ammann im vergangenen Januar im Hotel Suvretta oberhalb von St. Moritz die «Crypto Nation Switzerland» ausrief, knallten die Korken. Es schien der Startschuss für eine offizielle Finanzplatz-Strategie der Schweiz zu sein, die Krypto- und Blockchain-Industrie anzulocken und aus dem Zuger «Crypto Valley» eben ein «Crypto Switzerland» zu formen.

Mit ihren liberalen Richtlinien haben die Schweiz und durch cleveres Standortmarketing namentlich der Kanton Zug in den vergangenen zwei Jahren erreicht, zahlreiche internationale Krypto-Unternehmen zu gewinnen und eine lebendige hiesige Startup-Szene zu erwecken.

Banken als Verhinderer

Mehr als argwöhnisch werden diese Entwicklungen von den Schweizer Banken beobachtet. Sie bieten im Aufbau einer Schweizer Krypto-Industrie eine aktive Rolle – mehrheitlich als Verhinderer.

finews.ch hatte bereits vergangenes Jahr das schwierige Verhältnis der hiesigen Bankenbranche zur aufblühenden Schweizer «Crypto Economy» und die Mühen von Unternehmen im Bereich der Kryptowährungen beschrieben, eine Geschäftsbeziehung mit einem regulierten Finanzinstitut einzugehen.

Schwer nachvollziehbare Bedenken

Jan Brzezek, Gründer von Crypto Finance, hat kürzlich in einem Interview mit finews.ch von der «Abstinenz der Grossbanken im Kryptobereich» gesprochen. Bitcoin Suisse, die führende Krypto-Transaktionsplattform hierzulande, musste für eine Bankbeziehung nach Liechtenstein ausweichen.

Dieselben Erfahrungen hat auch Vision& gemacht, ein Vermögensverwalter für Blockchain-Technologien. Dem Startup war es unmöglich, bei einer der beiden Grossbanken ein Geschäftskonto zu eröffnen.

«Die Bedenken sind schwer nachzuvollziehen», sagte CEO und Mitgründerin Lidia Bolla zu finews.ch. «Wir sind mit unserer Firma SRO-reguliert und unterscheiden uns insofern nicht von einem unabhängigen Vermögensverwalter.»

Ausweichen nach Liechtenstein

Wie so manch anderes in der Schweiz ansässige Krypto-Unternehmen wich auch Vision& nach Liechtenstein aus. «Da wir mit der Bank Frick ohnehin im Zusammenhang mit unserem Kunden-Offering in Kontakt standen, war auch die Eröffnung eines Geschäftskontos unproblematisch», so Bolla.

Noch problematischer droht die Beziehung der Schweizer Krypto-Industrie zum traditionellen Schweizer Finanzplatz aufgrund eines in Planung stehenden Gesetzes zu werden. Dieses soll die Empfehlungen des «Global Forum on Transparency and Exchange of Information for Tax Purposes» umsetzen – und enthält einen Killer-Artikel für die Schweizer Kryptobranche.

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