Der Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin boomt hierzulande, und sogenannte ICO spielen Millionen ein. Doch Schweizer Banken wollen dieses Geld gar nicht haben, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Die Krypto-Wirtschaft in der Schweiz floriert. Anleger handeln Bitcoin, Ether und andere Kryptowährungen in immer grösseren Volumen über hiesige Plattformen. Dutzende von Startups nutzen die Blockchain-Technologie, um über sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) Geld aufzunehmen und im Gegenzug neue Währungen zu schaffen.

Das Geld sprudelt: Das Zürcher Startup Modum beispielsweise hat im September mehr als 13 Millionen Dollar über einen ICO aufgenommen. Ambrosus, es nutzt die Blockchain für Qualitätskontrolle von Lebensmitteln, erhielt via ICO gut 32 Millionen Dollar von Investoren.

An sich ein interessantes Kundensegment

Den Rekord hält das US-Unternehmen Tezos, das im vergangenen Juli über eine Schweizer Stiftung einen ICO durchführte und insgesamt 232 Millionen Dollar einsammelte.

Somit wären Krypto- und Blockchain-Startups ein interessantes Kundensegment für Schweizer Banken, zumal auch solche Firmen am Ende ein Konto bei einem traditionellen Finanzinstitut benötigen.

Viele kennen ihre Kunden nicht

Doch die hiesigen Geldhäuser wollen das nicht. Wie Recherchen von finews.ch zeigen, haben Kryptowährungs-Unternehmen in der Schweiz die grösste Mühe, eine Beziehung mit einer Bank einzugehen.

Neben den strengen Auflagen bezüglich Geldwäscherei und den «Know-your-Customer»-Regeln (KYC) ist es vielfach die Furcht vor einem Reputationsschaden, welche die Banken davon abhält, Kunden aus der «Crypto-Economy» anzunehmen.

Keiner will sich die Hände schmutzig machen

Bitcoin Suisse beispielsweise, die führende Transaktionsplattform hierzulande, musste für eine Bankbeziehung nach Liechtenstein ausweichen – und auch dort soll der Onboarding-Prozess eine halbe Ewigkeit gedauert haben, wie finews.ch in Erfahrung bringen konnte.

Ein Mitglied der Schweizer «Crypto-Community», das anonym bleiben wollte, sagt, seit die Finma im vergangenen September Untersuchungen im Zusammenhang mit verschiedenen ICO angekündigt hat, würden die Banken noch mehr blocken: «Da macht sich keiner die Hände schmutzig.»

Einladung für potenzielle Geldwäscher

Den Unternehmen im «Crypto Valley» ist bewusst, in welcher Risikozone sie sich bewegen. Bitcoin Suisse ist einer Selbstregulierungsorganisation (SRO) angeschlossen, das eingangs erwähnte Startup Ambrosus legt gemäss eigenen Angaben höchsten Wert auf Compliance und hat nachträglich zum ICO die KYC-Prüfung vollzogen.

Doch die Zurückhaltung der Banken ist verständlich: ICO bieten sich potenziellen Geldwäschern geradezu an, um Bargeld aus dunklen Kanälen in Bitcoin zu wechseln, damit andere Token zu erstehen, um diese dann weiterzuverkaufen.