So schied etwa der heutige CEO des Schweizer Baukonzerns Implenia, Anton Affentranger, als Partner bei der Genfer Privatbank Lombard Odier wieder aus, weil (offenbar) die Chemie nicht stimmte. Und jüngst gab die Basler Privatbank Baumann den Abgang ihres Teilhabers Rolf Bühler bekannt.
Solche Demissionen dürfen nicht überbewertet werden, weil eine gewisse Fluktuation selbst auf höchstem Niveau natürlich ist. Doch weil ein neuer Teilhaber sozusagen handverlesen zu seinem Amt kommt und einem langfristigen Anspruch gerecht werden soll, fallen Trennungen umso mehr ins Gewicht.
Neue Expertise
Kommt ein neuer Partner nicht länger aus einer der beteiligten Familien, fliesst neue Expertise in die Bank ein. Der Westschweizer Collardi, der offiziell Mitte Jahr zu Pictet stossen wird, bringt nicht nur Grossbanken-Erfahrung durch seine langjährige Tätigkeit bei der Credit Suisse mit, sondern hat in fast zehn Jahren Julius Bär im Private Banking auf einen bemerkenswerten Erfolgskurs gebracht.
Seine Verdienste, namentlich in der Expansion nach Asien, im Ausbau des Europa-Geschäfts sowie sein Geschick im Umgang mit Justizbehörden, etwa bei der Lösung des US-Steuerstreits oder in Deutschland, dürften ihm auch in seinem neuen Job zugute kommen – gerade vor dem Hintergrund, dass das Genfer Institut in Asien wie auch in der Deutschschweiz noch einiges Wachstumspotenzial besitzt und in den USA noch pendente Rechtsfälle hat.
Erfolgreiche Verjüngungskurs
Insofern ist der Aufgabenkatalog für den frischen Pictet-Partner durchaus klar skizziert und die Erwartungshaltung der übrigen Teilhaber entsprechend sehr hoch, wie intern zu vernehmen ist. Kommt hinzu, dass es dieses Gremium verstanden hat, sich in den vergangenen Jahren sukzessive zu verjüngen, ohne dass je der Eindruck eines überhasteten Handelns aufgekommen wäre.
Gerade aus dieser unaufgeregten Haltung heraus dürfte es dem Teilhaber-Kollegium leicht fallen, Collardis Leistungen dereinst zu würdigen – und im negativen Fall entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Denn was Collardi aufgrund seines bisherigen beruflichen Werdegangs möglicherweise noch nicht verinnerlicht hat, ist das Selbstverständnis der Privatbankiers – letztlich nur «Zwerge auf den Schultern von Riesen zu sein», wie es der französische Philosoph Bernhard von Chartres bereits im 12. Jahrhundert formulierte.
Zum Buchwert rein und wieder raus
Er meinte damit das Verhältnis der jeweils aktuellen Wissenschaft und Kultur zur Tradition und zu den Leistungen früherer Generationen. Die Zwerge profitieren von den Pionierleistungen der Vorgänger. Indem sie dem vorgefundenen Wissensschatz ihren eigenen bescheidenen Beitrag hinzufügen, kommt weiterer Fortschritt zustande.
Weitaus profaner formuliert es ein pensionierter Privatbankier aus Genf, wenn er sagt, als Partner sei man nichts mehr als eine Fussnote in der Geschichte der Bank. «Partner zu sein, bedeutet durchaus viel Ehre, und es ist eine Chance, ein Vermächtnis weiter zu gestalten. Mehr aber nicht. Jeder Partner steigt zum Buchwert ein und zum Buchwert wieder aus. Einen ‹Goodwill› gibt es nicht, sondern nur das Risiko, möglicherweise ‹alles› zu verlieren.»
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