Grund seien interne und regulatorische Projekte sowie das anhaltend defizitäre EU-Custody-Geschäft. Profitieren werde die Gesellschaft vom Transfer der EU-Assets auf die Buchungsplattform in Luxemburg und des damit verbundenen Verkaufs, durch den ausserordentliche Erträge erzielt würden. Diese würden den Verlust möglicherweise kompensieren, hiess es.
Fakt bleibt aber angesichts des Ausblicks: Der deutsche Private-Banking-Markt bleibt ein hartes Pflaster. So wird aus dem Geschäftsbericht auch ersichtlich, dass entgegen der sonst verfolgten Vollgas-Strategie des inzwischen abgetretenen CEO Boris Collardi Julius Bär in Deutschland 2016 mit angezogener Handbremse unterwegs war.
Acht Standorte
Der Personalbestand belief sich auf 172 Mitarbeiter und bewegte sich nicht. Die Löhne der Bär-Banker in Deutschland wurden gar leicht gekürzt. Strikte Kostenkontrolle sorgte für eine Senkung des allgemeinen Aufwandes um 10 Prozent. Auch fielen nach der endlich vollzogenen IT-Migration auf das Avaloq-System keine weiteren Sonderkosten an.
Gereicht hat dies aber nicht. Projektkosten drückten das positive Ergebnis aus dem Private-Banking-Geschäft ins Minus. Ins Gewicht fiel auch die Marktkorrektur zu Beginn des Jahres 2016, welche die Kunden zum Stillhalten bewog. Das Transkationsvolumen sank in der Folge um 8 Prozent. Ein Minus von 2,3 Millionen Euro fiel auch aufgrund der negativen Zinsen aus Kredit- und Geldmarktgeschäften an.
Zur Höhe der verwalteten Vermögen in Deutschland macht Julius Bär keine Angaben. Sie liegen inzwischen wohl deutlich über 10 Milliarden Euro. Eine Summe, die angesichts der acht Bär-Standorte in Deutschland aber kaum genügt, um nachhaltige Profite zu erzielen.
Wachstum – auch bei den Regulierungskosten
Zwar wächst Julius Bär aufgrund der breiteren Marktdurchdringung ordentlich – 2016 nahmen verwalteten Vermögen um 8 Prozent zu. Doch die Kosten für die zunehmende Regulierung, wie die auf dieses Jahr eingeführte Mifid-II-Richtlinie, fressen die Erträge wieder weg.
Zudem trägt Julius Bär auch eine Altlast aus der Merrill-Lynch-Übernahme. Die Abschreibungen auf dem Erwerb der Merrill-Lynch-Kunden sind so hoch, dass das EU-Custody-Geschäft auch 2017 mit einem Verlust abschliessen wird.
Zwar hat Collardi vor seinem Weggang zur Genfer Privatbank Pictet in Deutschland nochmals zur Personaloffensive ausgerufen. Die Bank rekrutierte im Laufe von 2017 eine Reihe von Kundenberatern und Portfoliomanagern mit dem Ziel, auch Neugeschäft anzuziehen.
Turnaround auf halbem Weg stecken geblieben
Doch vermochte auch Julius Bär im grössten Wealth-Management-Markt in Europa noch nicht richtig zu reüssieren. Die zähe und teure Migration auf die Avaloq-Plattform mag ein Grund dafür sein, dass der durch die Merrill-Lynch-Übernahme eingeleitete Turnaround auf halber Strecke stehen geblieben ist.
Die Ironie dabei ist, dass Julius Bär nun alle EU-Assets nach Luxemburg auf eine Temenos-Plattform migriert. In Asien setzt Bär ebenfalls auf das Temenos-System, in der Schweiz sind entsprechende Vorbereitungen im Gang. Eigentlich lautet das Ziel der Bank, bis im Jahr 2020 alle Buchungszentren auf der Temenos-Plattform laufen zu lassen. In Deutschland soll allerdings weiterhin Avaloq im Einsatz stehen bleiben.
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