Die Schweizer Banken haben eine höchst aufwändige Umstellung im Zahlungsverkehr bewältigt. Doch nun beginnt die happige Etappe.
Im Jahr 2015 begannen die Vorarbeiten, jetzt haben die Schweizer Banken das Grossprojekt hinter sich gebracht: Wie der Finanzinfrastruktur-Konzern SIX am Mittwoch vermeldete, haben 206 Institute ihren Zahlungsverkehr erfolgreich auf das neue System Swiss Interbank Clearing 4 (SIC 4) umgestellt.
Von SIC 4 versprechen sich die Schweizer Finanzakteure etwa die Reduktion von Schnittstellen und eine bessere Kompatibilität mit Endgeräten wie Smartphones. Noch wichtiger ist indes, dass der Finanzplatz damit die für ganz Europa als Standard vorgesehene Zahlungsnorm ISO 20022 übernimmt. Das ist jetzt geschehen – und zwar genau nach Plan.
Im Juni 2018 ist Stichtag
Die neue internationale Norm bedingt indes nicht nur die Umstellung der Interbanken-Zahlungen auf SIC, sondern ein weiteres Mammutprojekt: Nämlich die Ablösung der sieben verschiedenen Einzahlungsscheine im Alltagsgebrauch durch einen neuen Schein mit QR-Code (siehe Bild unten) sowie die Umstellung der Rechnungsstellung bei sämtlichen Schweizer Firmen.
Die Umstellung der Buchhaltungssoftware auf ISO 20022 bei Firmenkunden muss gemäss SIX bis Ende Juni 2018 abgeschlossen sein. Unternehmen, die ihre Buchhaltungssoftware auf den neuen Standard umgestellt haben, können ihre Zahlungen weiterhin reibungslos ausführen und Kontobewegungen automatisch abgleichen, so die Mitteilung.
Nur nicht vordrängeln
Für die Banken wird das zu einer kniffligen Übung. Anders als bei der Umstellung auf SIC 4 müssen vor allem sie selber darum besorgt sein, dass die Firmenkunden migrieren. Dabei gibt es nicht nur logistische Hindernisse, sondern auch Vorurteile und Ängste zu überwinden, wie sich rund um die Gestaltung des neuen Einzahlungsschein zeigte.
Ausserdem haben sich dem Vernehmen nach noch wenig Unternehmen mit dem Mammutprojekt auseinandergesetzt – entsprechend überlässt man anderen erstmal den Vortritt. Das könnte zu Verzögerungen im ambitiösen Zeitplan führen unten.
Die Banken zahlen am meisten
Zudem gibt es die Umstellung nicht zum Nulltarif. Laut der Beratungsfirma Deloitte können die Umstellungskosten bis zu 1,24 Milliarden Franken betragen. Am teuersten wird es laut jenen Berechnungen für die Banken selber. Sie müssen für die Harmonisierung bis zu 600 Millionen Franken aufwenden, während die Firmen mit zu 550 Millionen und die öffentliche Hand mit bis zu 90 Millionen Franken belastet werden.
Demgegenüber erwarten die Deloitte-Berater nach erfolgter Harmonisierung im Jahr 2020 jährliche Kosteneinsparungen von über 270 Millionen Franken im Schweizer Zahlungsverkehr.
Die Banken sollen dank neuem Standard effizienter arbeiten und ohne Hindernisse um Kunden werben können. Gleichzeitig erfüllen die Institute damit die Forderungen der Regulation, etwa im Kampf gegen die Geldwäscherei.