McKinsey hat eine rabenschwarze Studie zur Zukunft der Banken veröffentlicht. Die Frage stellt sich: Ist die UBS Schweiz, die eine Strategie aus der Feder dieser Beratungsfirma umsetzt, vor diesem Schicksal sicher?
Die klugen Köpfe von McKinsey & Company sind bekannt dafür, ihre Erkenntnisse eiskalt «on the rocks» zu liefern. Diesem Ruf sind sie jüngst einmal mehr gerecht geworden; in ihrer neuesten Studie «Remaking the bank for an ecosystem world» haben sie die Branche erbarmungslos seziert.
Das niederschmetternde Fazit der Berater: Wenn sich die Kunden in grosser Menge weg von den Banken und hin zu digitalen Anbietern wie Amazon bewegen, erodiert die Eigenkapitalrendite der Geldhäuser bis 2025 von durchschnittlich 9 auf rund 5 Prozent. Dann, so die Analyse, fällt der Vorhang über dem Sektor.
Der Befund irritiert. Hat die Beratungsfirma gerade das Ende eines ihrer einträglichsten Kundensegmente an die Wand gemalt? Denn auch in der Schweiz beansprucht die Dienste von McKinsey, was im Banking Rang und Namen hat.
Die 100-Millionen-Franken-Strategie
Prominentes Beispiel ist die Schweiz-Einheit der UBS. Wie auch finews.ch berichtete, hat die vom Ex-Commerzbank-Chef Martin Blessing (Bild unten) geführte Schweizer Marktführerin ein dreistelliges Millionenbudget bereitgestellt, um ihre neue Firmenstrategie umzusetzen. «Client Experience 2020» heisst sie und soll übereinstimmenden Quellen zufolge aus der McKinsey-Feder stammen. Blessing selber ist ein Alumni der Beratungsfirma.
Bei einem solchen Einsatz darf die Frage gestellt werden, ob die Blessing-Strategie die UBS Schweiz vor dem rabenschwarzen McKinsey-Szenario schützt. Oder, anders gefragt: Ist bei der Bank McKinsey drin, wo McKinsey draufsteht?
1. Digitalisieren und industrialisieren
Klipp und klar fordert die jüngst veröffentlichte Studie, dass die Banken so schnell wie möglich digitalisieren und industrialisieren müssen.
Häkchen für die UBS Schweiz: Client Experience 2020 will bei der Bank die nächste Stufe der Digitalisierung zünden – indem die Lösungen von der Kundenfront bis in die rückwärtigen Dienste durchdigitalisiert werden. Darum besorgt ist unter anderem die Digital Factory, die von Multichannel-Chef Andreas Kubli und IT-Leiter Stefan Arn geführt wird, wie finews.ch berichtete.
2. Distribution sichern
Im Vertrieb an die Kunden verdienen die Banken das meiste Geld – im Schnitt 47 Prozent des Ertrags und 65 Prozent der Gewinnen strömen den Instituten von dort her zu. Just dieser Pfeiler ist aber am stärksten durch branchenfremde Konkurrenz gefährdet. Amazon & Co drängen sich zwischen Kunde und Bank. Es droht die «Disintermediation», wie es im Jargon der Wirtschaftswissenschaften heisst.
Ein weiteres Häkchen für das Blessing-Programm. Dieses hat zum obersten Ziel, die Bank näher an den Kunden heranzurücken. Das wird anstrengend: So gehört es zu den strategischen Prioritäten für die UBS Schweiz, dass die Bank für ihre Kunden rund um die Uhr erreichbar ist.
3. Ökosystem bauen
So sehen die McKinseyaner erfolgreiche Banken im Jahr 2025: Als Betreiber von Plattformen, an die sich dann Dienstleistungen aller Art anschliessen lassen.
Das Kästchen bleibt leer. Wohl sprechen hochrangige IT-Spezialisten bei der UBS davon, die Bank dereinst als Plattform zu positionieren. Die Zusammenlegung der Buchungs-IT zeigt dabei, wohin der Weg führen könnte. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Der Ökosystem-Gedanke wird vor allem im Onlinebereich von Multichannel-Chef Kubli gepflegt. Dort bietet die UBS aus einer Hand diverse Apps, Zahlungsdienste und auch eine Buchhaltungslösung an. Doch testet die Bank damit erst den Markt.
4. Big Data nutzen
McKinsey weist darauf hin, dass Banken eigentlich die prädestinierten Big-Data-Firmen sind. Erstens, weil sie über Unmengen höchst wertvoller Informationen über Konsumenten verfügen. Des Weiteren, weil sie bei ebendiesen Konsumenten als besonders sicher gelten.
Das Kästchen bleibt leer, rätselt doch der UBS-Konzern selber noch darüber, wie dies am besten geschehen soll. Präsident Axel Weber gab an einer Konferenz zu bedenken, dass man die Kunden keinesfalls ausspionieren dürfe. Am ehesten sieht Weber Anwendungen bei der Portfolioüberwachung, wo die UBS mit Cornerstone und UBS Advice schon über funktionierende Angebote verfügt.
Beratern geht die Arbeit nicht aus
Das alles zeigt: Auch nach dem Abschluss von Client Experience 2020 gibt es für die UBS Schweiz noch viel zu tun, um gemäss der McKinsey-Vision im Jahr 2025 auf der Gewinnerseite zu stehen.
Positiv aus der Sicht der Berater dürfte sein, dass die Nachfrage nach ihren Diensten bis dahin nur steigen dürfte.