Mit dem Vorstoss des Bitcoin gegen die 6000-Dollar-Marke kommen die Geldhäuser nicht mehr um die Kryptowährung herum. Gegenüber ihren Kunden rudern jetzt einige Institute zurück.
Die Kunden seien mehr neugierig denn investitionsbereit: Das sagte UBS-Chef Sergio Ermotti (Bild unten) noch letzte Woche über die Bitcoin-Hausse gegenüber der Agentur «Bloomberg». Schwerreiche Privatpersonen, so gab sich der Bankchef überzeugt, wollten nicht auf das Phänomen der Kryptowährungen wetten.
Indes wird just diese Wette immer beliebter. In den vergangenen Tagen liess der Bitcoin das Hoch bei 5'000 Dollar hinter sich und stiess weit gegen die 6'000-Dollar-Marke vor. Die rasante Entwicklung macht es unmöglich für Banken, das Phänomen zu ignorieren.
Geldregen aus der Blockchain
Denn das gehörte bisher zu den Ungereimtheiten rund um den Bitcoin: Zahlreiche Banken bezeichnen die digitale Währung als Hokuspokus-Geld, ohne einem zugrundeliegenden Wert. Dies, nachdem die Institute in den Nullerjahren wenig Hemmungen gezeigt hatten, ihren Kunden bedeutend schlechtere Tech-Ideen oder Produkte als nächstes Börsenwunder zu verkaufen.
Nachdem der Bitcoin seinen Wert dieses Jahr mehr als verfünffacht hat, beginnt nun das Zurückrudern. Wie wiederum die Agentur «Bloomberg» berichtete, haben die Analysten der UBS nun nicht weniger als 25 Seiten über die Blockchain-Technologie verfasst, die auch dem Bitcoin zugrunde liegt.
Ab 2027 könne die Blockchain jährlich bis zu 400 Milliarden Dollar an Wert zur Weltwirtschaft beitragen, erwarten die UBS-Experten nun.
J.P. Morgan plötzlich offen
Das Problem: Die meisten Blockchain-Anwendungen sind nicht viel mehr als Projekte. Die auf die Technologie spezialisierten Firmen sind selten an der Börse. Das macht Investitionen – anders als in den Bitcoin – notorisch schwierig.
Wesentlich weiter zurückgerudert als die UBS hat derweil die amerikanische Konkurrentin J.P. Morgan. Die Bank also, deren Chef Jamie Dimon (Bild unten) jeden Angestellten feuern wollte, der mit Bitcoin handelt. Jetzt präzisierte dort Anlagechefin Marianne Lake, dass die Bank gegenüber der Verwendung von Kryptowährungen «offen» sei und die Blockchain bereits zum Nutzen ihrer Kunden teste.
Michael Corbat, Chef der US-Grossbank Citigroup, bezeichnete den Bitcoin seinerseits als «spekulatives Investment».
Brummelige Bären...
Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch die UBS-Erzrivalin Credit Suisse: «Für Kryptowährungen gelten dieselben Grundsätze wie für andere Anlagen. Investieren sollte man nur dann, wenn man sie richtig versteht», sagte die Leiterin Investment Strategy & Research Nannette Hechler Fayd’herbe kürzlich gegenüber dem deutschen «Handelsblatt». Die Schwierigkeit bei Kryptowährungen sei, dass sich die fundamentalen Wertdeterminanten noch nicht genau analysieren liessen.
Dezidiert ablehnend gibt sich dagegen die Privatbank Julius Bär. «Investoren raten wir klar von Kryptowährungen ab», sagt ein Analyst des Traditionshauses. «Wir sehen bei Bitcoin und Kryptowährungen allgemein einen Hype, üppige Spekulation und die Angst, etwas zu verpassen.»
... und agile Falken
In der Schweiz, wo sich im Kanton Zug mit dem «Cryptovalley» bereits eine Hochburg für digitale Devisen herausgebildet hat, haben aber diverse andere Banken ihre Hemmungen bezüglich des Bitcoin verloren. Noch mehr: Sie gehen aktiv dazu über, mit der Hausse ein Geschäft zu machen.
So haben sowohl die Zürcher Bank Vontobel wie auch die Tessiner Cornèr Bank Finanzprodukte auf den Bitcoin lanciert. Käufer investieren dabei nicht direkt in die Kryptowährung – anders als bei der Zürcher Falcon Private Bank, die als erstes hiesiges Institut ihren Kunden einen Bitcoin-Automaten und Bitcoin-Konten anbietet.