Die chinesische Grossbank ICBC hat in Zürich Büros bezogen und wirbt gut sichtbar mit ihrem Signet. Doch offiziell gestartet ist das grösste Geldhaus der Welt noch nicht, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Bereits im Frühling 2016 hatte finews.ch exklusiv darüber berichtet: Nach der China Construction Bank (CCB) ziehe es bald auch die Konkurrentin Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) in die Schweiz.
Nun zeigt ein Augenschein im Zürcher Bankenviertel: Die nach Bilanzsumme weltgrösste Bank hat an der Ecke Nüschelerstrasse-Pelikanstrasse Büros bezogen und auch ihr Logo an die Fassade gehängt (Bild oben).
Nicht auf der Finma-Liste
Nur: Auf der Liste der von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) bewilligten Banken und Effektenhändler findet sich die ICBC nirgendwo. Die Liste ist gemäss Finma-Webseite am (heutigen) Dienstag auf den neuesten Stand gebracht worden. Auf Anfrage von finews.ch wollte sich die Bankenaufsicht nicht zu «möglichen laufenden Bewilligungsverfahren» äussern – und berief sich eisern aufs Amtsgeheimnis.
Doch der Schluss liegt nahe: Die ICBC wartet immer noch auf ihre Schweizer Lizenz.
Über Spanien gestolpert?
Anfragen im Umfeld der chinesischen Bank in der Schweiz und beim Institut in Frankfurt blieben bislang ohne Antwort. Wie jedoch zu vernehmen ist, harzt es im Bewilligungsprozess. In der Branche wird zudem kolportiert, dass die Verzögerung mit den jüngsten Problemen der China-Bank in Spanien zusammenhänge.
Wie die Agentur «Reuters» berichtete, ist die ICBC dort seit vergangenem Sommer in einen Geldwäscherei-Skandal verwickelt. Das könnte die Schweizer Aufsicht möglicherweise aufgeschreckt haben.
Mit dem Bezug der Büros in Zürich macht die ICBC allerdings deutlich, dass sie weiterhin an die Schweizer Lizenz glaubt. Allerdings macht sie das sehr diskret, ganz im Gegensatz zur Konkurrentin CCB, welche die Eröffnung der Niederlassung Anfang 2016 in Zürich mit allerhand Pomp zelebrierte.
Eine Prestigefrage
Für den Schweizer Finanzplatz ist der Zuzug einer zweiten chinesischen Bank zweifellos von grossem Prestige. Denn mit der Errichtung eines Devisenhandels-Hub für die chinesische Währung Renminbi hatten die Schweizer Behörden und die Bankiervereinigung (SBVg) intensiv auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Finanzsektor in der Volksrepublik hingearbeitet.
Auch das 2014 in Kraft getretene Freihandelsabkommen mit China soll das Terrain für den Zugzug chinesischer Banken in die Schweiz ebnen.