Drei mächtige Aktionärsvertreter lassen sich vom Sinneswandel der Credit-Suisse-Spitze nicht erweichen. Vor Ostern war die Grossbank bei den Cheflöhnen über die Bücher gegangen.
Früh am letzten Karfreitag verschickte die Credit Suisse (CS) eine Mitteilung, die es in sich hatte: Die Grossbank teilte überraschend mit, dass CEO Tidjane Thiam und die übrige Geschäftsleitung freiwillig auf 40 Prozent ihrer variablen Vergütung verzichten. Der Verwaltungsrat unter der Führung von Urs Rohner entschied zudem, die Gesamtvergütung für das Gremium für 2017 nicht zu erhöhen.
Ein historischer Entscheid, dem allerdings massiver Druck vorangegangen war. Wie auch finews.ch berichtete, hatten sich mit den amerikanischen Stimmrechtsvertretern ISS und Glass Lewis sowie der Schweizer Ethos Stiftung gleich drei nahmhafte Eignerrepräsentanten gegen den für die Generalversammlung vom 28. April vorgeschlagenen Vergütungsbericht ausgesprochen.
Ein positiver Schritt reicht nicht
Am Dienstag hat sich der gewichtigste Aktionärsvertreter überhaupt, ISS, nun nochmals zu Wort gemeldet. Auch nach der Kürzung der Boni empfiehlt dieser die entsprechenden Traktanden zur Ablehnung, wie aus einem Schreiben hervorgeht, dass finews.ch vorliegt.
Die Anpassungen des Vergütungsberichts würdigte der Stimmrechtsvertreter zwar als «positiven Schritt». Die Vorschläge seitens der CS kämen aber am Ende eines fehlerhaften Prozesses, bei dem die Interessen der Aktionäre nicht adäquat berücksichtig worden seien. Damit sei eine weitere Opposition gerechtfertigt, so ISS.
«Zu wenig, zu spät»
Offenbar haben die Amerikaner dabei auch den Dienstweg im Auge: Nur wenn die Generalversammlung den Vorschlägen widerspreche, könne der CS-Verwaltungsrat die angepassten Vergütungstraktanden an der Generalversammlung im nächsten Jahr oder an einem ausserordentlichen Aktionärstreffen vorlegen, finden sie.
Der Vorstoss von Rohner und Thiam, der laut der Bank aus dem «Dialog mit vielen Aktionären der CS» gründete, vermochte wichtige Akteure offensichtlich nicht ausreichend zu besänftigen. Gegenüber der «NZZ am Sonntag» (Artikel im Print) hielt die Ethos Stiftung fest, sie stelle sich nach wie vor gegen eine Wiederwahl von CS-Präsident Rohner. Auch die amerikanische Glass Lewis kommt zum Schluss, die Aktion sei «zu wenig, zu spät», wie das Schweizer Fernsehen berichtete.