Einer ihrer grössten Aktionäre legt der Credit Suisse nahe, den Teilbörsengang der Schweizer Tochterbank zu überdenken. Ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Die Front gegen den für die zweite Jahreshälfte geplante Teilbörsengang des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse (CS) formiert sich. Gegenüber dem Schweizer Börsenblatt «Finanz und Wirtschaft» stellte sich David Herro, Investmentchef der amerikanischen Finanzinvestorin Harris Associates, ziemlich unverblümt gegen das Vorhaben.
«Aus heutiger Sicht meine ich, dass die Credit Suisse das IPO überdenken sollte. Der Verwaltungsrat muss sich fragen, wie man auf mittlere bis lange Sicht am meisten Wert schaffen kann», gab Herro zu bedenken.
Nur 2015 eine clevere Idee
Folgende Fragen müssten sich die Lenker der CS stellen, bei der Harris Associates mit einem Anteil von gesamthaft 7,5 Prozent zu den grössten Aktionären zählen. «Ist es sinnvoll, kurzfristig über etwas mehr Kapital zu verfügen und dafür die Kontrolle über ein attraktives Geschäft zu einem gewissen Grad abzugeben, indem man einen Teil zu einem tiefen Preis verkauft? Oder ist es besser, das Schweizer Geschäft zu behalten, zumal die grössten Probleme in Sachen Eigenkapital wohl hinter uns sind?»
Für Herro selber sind die Argumente für den Börsengang mittlerweile weniger überzeugend als im Herbst 2015, als der Plan ausgearbeitet wurde, sagte Herro. Damals sei das eine «clevere Idee» gewesen. Kaum jemand bestreite jedoch, dass sich die Situation geändert hat, so der CS-Grossaktionär weiter. «Ich hoffe, dass der Verwaltungsrat diese Fakten berücksichtigt, und ich bin mir sicher, dass er den richtigen Entscheid treffen wird.»
Das darf wohl ruhig als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden. Bereits anlässlich der Jahresbilanz Mitte Februar hatte CS-Chef Tidjane Thiam den Teilbörsengang relativiert; finews.ch legte darauf die Gründe vor, warum das Vorhaben gleich ganz abgeblasen wird.
Schluss mit Sondereffekten
Offensichtlich ziehen nämlich die Investoren eine Erholung des CS-Aktienkurses einer Stärkung der Kapitalbasis der Bank, die durch den Börsengang erzielt worden wäre, vor. So spricht sich Herro vehement gegen eine Kapitalerhöhung aus, solange die Titel der Grossbank unter Buchwert handeln.
Hingegen sehen Harris Associates viel Potenzial in ihrer Beteiligung: «In allen Punkten macht die CS grosse Fortschritte. Das werden wir bald in Resultaten sehen, die nicht mehr durch Sondereffekte verzerrt sind», versprach Herro.