Die Zahl der Börsengänge ist gegenüber 2023 weltweit gesunken, der Transaktionswert zurückgegangen. Dramatisch ist der Einbruch in China, was Ernst & Young auf Deglobalisierungstendenzen in Asien zurückführt.

2024 war weltweit kein exzellentes Jahr für Börsengänge. Die Zahl der Initial Public Offerings (IPO) ging gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent auf weltweit 1215 zurück, das Emissionsvolumen sank um 4 Prozent auf 121 Milliarden Dollar. Das geht aus dem IPO-Barometer hervor, den die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) am Mittwoch publizierte.

Die regionalen Unterschiede sind dabei beträchtlich, wie Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services EY Schweiz, beobachtet: «Während in Europa und den USA deutlich mehr Kapital in Börsengänge investiert wurde, gingen die Aktivitäten in Asien deutlich zurück. Zinssenkungen der westlichen Notenbanken und steigende Aktienmärkte wirkten sich positiv aus, während die Deglobalisierungstendenzen in Asien die dortigen Märkte belasteten».

Markt in China schrumpft stark

Deutlich wuchs der US-Markt. 2024 kam es dort zu 183 Transaktionen (2023: 127), das Gesamtvolumen stieg von 22,2 Milliarden auf 32,7 Milliarden US-Dollar. In Europa ging  zwar die Zahl an Transaktionen von 148 auf 125 zurück, doch stieg das Emissionsvolumen kräftig von 13,5 Milliarden auf 19,1 Milliarden Dollar.

In China (einschliesslich Hongkong) fiel die Zahl der IPO um mehr als die Hälfte, von 387 auf 170. Der Transaktionswert ging um 65 Prozent zurück, auf noch knapp 20 Milliarden Dollar. Damit habe China den grössten Rückschlag unter allen relevanten Börsenplätzen erlitten, kommentiert EY.

Fast die Hälfte des Transaktionswertes entfällt auf Private-Equity- und Wagniskapital-Fonds

Branchenmässig dominierten weiterhin Technologieunternehmen (211 IPO über 23,6 Milliarden Dollar), gefolgt von Unternehmen, die EY dem Sektor «Advanced Manufacturing» (moderne Fertigung) zurechnet (174 IPO über 9,2 Milliarden).

Und in einer Zeit, in der alles von Private Markets schwärmt, ist diese Angabe nicht uninteressant: 12 Prozent aller IPO und 46 Prozent des Platzierungsvolumens entfielen 2024 auf Unternehmen aus den Portfolios von Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds – Unternehmen, die damit von «private» über ein «Going Public» in den öffentlichen Markt wechselten.

Schweiz mit Galderma weltweit auf Platz 5

In der Schweiz gab es mit Galderma nur einen einzigen klassischen Börsengang. Immerhin rangiert das Galderma-IPO mit 2,6 Milliarden US-Dollar weltweit auf dem fünften Platz. Grösser waren noch die Transaktionen von Lineage Inc (USA), Midea Group (China),  Hyundai Motor India und Puig Brands (Spanien).

Sunrise zählt nicht als klassischer Börsengang. Das Unternehmen hatte sich vom Mutterkonzern Liberty Global abgespaltet und kehrte im November nach vier Jahren mit einer Marktkapitalisierung von 3,5 Milliarden Dollar an die Schweizer Börse zurück.

Optimistischer Ausblick – von Berufes wegen? 

Meyer stimmt mit Blick auf die Schweiz die jüngste markante Zinssenkung der Nationalbank «zuversichtlich hinsichtlich einer Wiederbelebung der Kapitalmärkte im 2025». Allerdings könnten Negativzinsen, «wenn auch unerwünscht», künftig im Kampf gegen den starken Franken und Deflationsrisiken wieder ein Thema werden.

Und auch für die globalen Märkte ist sein Ausblick positiv: «Die aktuelle ‹Santa Claus Rally› in vielen Märkten und die derzeit geringe Volatilität stimmen positiv für das IPO-Jahr 2025. Die angekündigte Deregulierung in den USA und Effizienzsteigerungen durch die Adaption von künstlicher Intelligenz sollten dem US-Markt weiter Auftrieb geben, als Belastung könnten sich die angekündigten Handelszölle erweisen.»

Ähnlich wie Investment Banker profitieren auch Wirtschaftsberater davon, wenn es zu vielen Transaktionen kommt, und neigen deshalb wohl von Berufes wegen dazu, mit viel Optimismus in die Zukunft zu blicken.