Der frühere Berner MBA-Dozent Dan Horsky hatte unversteuerte Millionen bei der Credit Suisse liegen. Nun steht er in den USA vor Gericht. Das US-Justizdepartement fordert eine harte Strafe.
Für die US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) und das Department of Justice (DoJ) ist Dan Horsky (Bild unten) ein schwerer Fall. Der Wirtschaftsprofessor, der auch an der Berner Rochester Universität gelehrt hat, lebte das unscheinbare Leben eines bescheidenen Akademikers.
In Tat und Wahrheit aber war er schwerreich, und mehrere hundert Millionen Dollar seines Vermögens hielt er mehr als 15 Jahre lang geschickt vor den Steuerbehörden verborgen. Unter anderem bei der Credit Suisse: Horsky soll mehr als 200 Millionen Dollar unversteuert bei der Schweizer Grossbank gehortet haben.
Der 71-Jährige Amerikaner mit israelischen Wurzeln hatte sich am 4. November 2016 für schuldig bekannt. Bei der CS sorgte das Auffliegen des «Falls Horsky» für nervöse Betriebsamkeit. Im Dezember 2016 fror die Bank gemäss Medienberichten Dutzende von Konten ein, um sicherzustellen, dass ihren internen Kontrollen nicht noch ein weiterer Kunde wie Horsky entwischt war.
In den Medien hiess es dann weiter, das Israel-Desk habe gewusst, dass es sich um nicht deklarierte Gelder handelte. US-Ermittler hätten davon aber erst nach dem Schuldeingeständnis der CS erfahren.
Horsky-Prozess startet
Tatsächlich hatte die Grossbank 2014 eingeräumt, US-Kunden bei der Flucht vor den Steuerbehörden geholfen zu haben. Sie bezahlte dafür eine Busse von 2,4 Milliarden Franken. Zum «Fall Horsky» äusserte sie sich aber nicht.
Inzwischen dürfte die Beharrlichkeit des DoJ der CS weiter Sorgen bereiten. Denn Horsky steht heute (Freitag) im US-Bundesstaat Virginia vor Gericht. Bereits bestimmt ist, dass er nicht weniger als 124 Millionen Dollar an Strafe und Steuernachzahlungen leisten muss.
Enormes Ausmass des Vergehens
Ausserdem hat Horsky den Ermittlern eine Fülle von Informationen geliefert. Deshalb erhoffen sich seine Anwälte ein mildes Urteil: etwa eine Gefängnisstrafe auf Bewährung und einige hundert Stunden gemeinnützige Arbeit. Diese Hoffnungen sind durchaus berechtigt. Denn bislang liessen US-Richter viele Steuerbetrüger mit hohen Bussen davonkommen. Gemäss Staatsanwälten und DoJ ist diese Praxis eine Art Ablasshandel.
Die hohe Busse «spiegle das enorme Ausmass des von Horsky begangenen Verbrechens», hielten dagegen mehrere Staatsanwälte gemäss der Nachrichtenagentur «Bloomberg» vor dem Prozess fest. Horsky werde auch nach dieser Zahlung sehr wohlhabend bleiben. Ein Urteil mit Gefängnisstrafe sei notwendig, um jeden Verdacht auszuschliessen, dass sich jemand mit Geld seine Freiheit erkaufen könne.
Mit zweiter Hypothek den Durchruch geschafft
Aus den Gerichtsunterlagen geht auch hervor, wie Horsky sein Vermögen machte. Er habe in den 1990er-Jahren vor allem in israelische Internet-Startups investiert. Die ersten 17 Investments gingen schief, Horsky verlor Geld, machte Schulden und nahm eine zweite Hypothek auf seinem Haus auf.
Im Jahr 2000 habe er dann aber über ein Schweizer Bankkonto in eine britische Firma investiert. Acht Jahre später war das Anfangskapital 80 Millionen Dollar wert. Auch dieses Geld investierte Horsky, worauf sein Vermögen auf mehr als 200 Millionen Dollar stieg.