Iqbal Khan, Leiter für die internationale Vermögensverwaltung, übt in einem Interview indirekte Kritik an seinen Vorgängern. Um seine Ziele zu erreichen, hofft er nicht zuletzt auf Übernahmen.
Vor rund drei Jahren stiess der erst Vierzigjährige Iqbal Khan als Finanzchef der damals neu gegründeten Einheit Private Banking & Wealth Management zur Credit Suisse (CS).
Der erste Eindruck des ehemaligen Wirtschaftsprüfers bei EY war ein «totaler Schock» über die Ineffizienz der Bankprozesse im Vergleich zu Beratungsunternehmen, wie er im Interview mit der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) preisgab. Das kann durchaus auch als Kritik am Vorgänger-Management verstanden werden.
Verbesserungen erzielt
Mittlerweile sei der als Zahlenmensch bekannte Khan aber zufrieden mit den erreichten Verbesserungen, hiess es weiter. Werden die Kosten für etwaige Rechtsfälle ausgeklammert, seien die Vorsteuer-Erträge im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr zwischen 4 bis 5 Prozent angestiegen, so Khan.
Tatsächlich hatten zuletzt Rechtsfälle in Khans Division zu reden gegeben – so die Affäre um mutmasslich veruntreute Gelder eines georgischen Oligarchen.
Herausforderndes Ziel
Trotz Anstieg der Vorsteuererträge ist seine Einheit aber noch weit vom ambitiösen Ziel von CS-Konzernchef Tidjane Thiam entfernt. Dieser fordert eine Verdoppelung der Vorsteuer-Erträge bis 2018.
Gegenüber dem «Wall Street Journal» betonte der Sohn eines Pakistani und einer Schweizerin kürzlich, dass die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht in die Zielvorgaben mit einbezogen worden waren. Dies könnte darauf hinweisen, dass Khan über die zeitgerechte Realisierbarkeit dieser Ziele Zweifel hegt.
Hinzu kommt: Die Regularisierung unversteuerter Geld, die man eigentlich schon lange für abgeschlossen hielt, ist immer noch im Gange. Khan rechnet laut der «Financial Times» denn auch mit weiteren Abflüssen. Allein in den vergangenen Jahren flossen gemäss Khan über 40 Milliarden Dollar an Kundengeldern ab.
Hoffen auf Akquisitionen
Khans Hoffnungen liegen deshalb auch auf den bevorstehenden Börsengang der Credit Suisse Schweiz im kommenden Jahr. Mit dem Geld aus dem IPO füllt die Schweizer Grossbank mitunter ihre Kriegskasse für mögliche Übernahmen.
Potenzielle Übernahmeziele sind laut Khan auch Finanzinstitute in Schwellenländern, wie Russland, dem Nahen Osten, Brasilien oder Mexiko.
Zusätzlich lanciert Khan ein Personaloffensive. In den kommenden drei Jahren will er gegen 300 neue Kundenberater engagieren. Ein Grossteil dieser frischen Kräfte will er für die Bearbeitung der Schwellenländer einsetzen, wie auch finews.ch unlängst berichtete.