Am Weltwirtschaftsforum in Davos schwelgen diverse Top-Banker in Diskussionen zu den grossen Themen dieser Welt. Oft genug gäbe es bei ihren Instituten genügend Brände zu löschen.

Auch in der guten Davoser Alpenluft am Weltwirtschaftsforum WEF machen sich Manager Sorgen. Heuer etwa über die Flüchtlings-Krise. Oder die extremen Wetterereignisse. Oder das Verfehlen von Klima-Zielen. Aber eben: die Sorgen sind so ganz anders als jene, mit denen sich die Wirtschaftsführer im Unternehmens-Alltag herumzuschlagen haben.

Und die, wenigstens aus Davoser Perspektive, ganz weit weg scheinen.

Bargeld-Skepsis

Der Effekt fiel nicht zuletzt beim frischgebackenen Deutsche-Bank-Chef John Cryan auf (Bild unten). Am Mittwochabend vermeldete das Institut, dem Cryan seit letztem Juli vorsteht, überraschend eine krachende Gewinnwarnung. Die Kosten für den laufenden Konzernumbau und Stellenstreichungen führen zu einem Verlust von nicht weniger als 6,7 Milliarden Euro, teilte die grösste deutsche Bank einer verdutzten Öffentlichkeit mit.

John Cryan 500

Vom Briten, der während seiner Zeit als Finanzchef der Schweizer UBS für seine Bodenständigkeit geachtet wurde, war indes wenig zum Debakel in Frankfurt zu hören. Stattdessen berichteten die Medien über die Ausführungen des am WEF weilenden Top-Bankers zu den grossen Monetären Themen: Cryan outete sich als Bargeld-Skeptiker und stellte in Aussicht, dass es in zehn Jahren wohl keinen Cash geben werde.

Bei der Deutschen Bank, liesse sich einwenden, ist dieser jetzt schon knapp.

Viel zu tun mit Gerüchten

Fragen, die mit den Alltagsproblemen seiner Bank auf den ersten Blick wenig zu tun haben, widmete sich am WEF auch Tidjane Thiam (Bild unten). Der Chef der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) erörtete etwa im Panel mit Blackrock-Chef Larry Fink, wie Wirtschaftsführer in Zeiten wachsender Komplexität und Unsicherheit langfristige Entscheide treffen können.

Tidjane Thiam 505 kopie

Und natürlich musste er das Gerücht zu kontern, er werde bald das Ruder des Internationalen Währungsfonds (IWF) übernehmen. Wie auch finews.ch berichtete, beeilte sich der CS-Chef, sich zu seiner Bank zu bekennen. «Ich will liefern, was ich versprochen habe», tönte Thiam.

Über den WEF-Turbulenzen konnte schnell einmal vergessen gehen, dass die Aktie der CS dieser Tage auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren gefallen ist. Oder dass die mächtige Rating-Agentur Moody’s die Bonität der Bank herabgestuft hat. Ebensowenig war Thema, dass die Bank Anfang Februar einen Milliarden-Abschreiber auf Goodwill-Positionen bekanntgeben könnte, der allenfalls gar zu einem Jahresverlust führen könnte.

Jenseits von Afrika

Nach Davos verreist war ein weiterer schwer geforderter Top-Banker, den man auch hierzulande kennt: Jes Staley (Bild unten), der neue Chef der britischen Grossbank Barclays und bis vor kurzem noch Verwaltungsrat der Schweizer UBS.

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Tatsächlich machten aber nicht sein Auftritt am Wirtschaftsforum, sondern die radikalen Sparmassnahmen bei Barclays Schlagzeilen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, plant Staley offenbar den Abbau von rund 1'000 Stellen im Investmentbanking. Ganze Märkte sind demnach auf der Kippe, so etwa Australien oder Südkorea.

Ebenfalls zur Disposition steht Medienberichten zufolge auch das Geschäft in Afrika, wo Barclays zu den gewichtigsten westlichen Banken zählt.

Barclays jenseits von Afrika, und Staley jenseits von Barclays: das ist das Bild, das sich aus Beobachter-Sicht am WEF ergibt. Doch wenn das Davoser Forum eine Fluchtburg für geforderte Bankmanager ist, so doch nur eine auf Zeit. Am Samstag ist der Event zu Ende.