Die Finanzmarktaufsicht will die für die Branche wichtige Identifikation von Kunden über digitale Kanäle prüfen. Die Genfer Online-Trading-Bank Dukascopy begrüsst den Schritt – meldet aber auch Vorbehalte an.
«Die Initiative der Finma ist ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Finanzindustrie»: Das sagte Andre Duka, Co-CEO der im Bereich des «digitalen Onboarding» führenden Genfer Dukascopy Bank in einer Mitteilung am Dienstag.
Wie auch finews.ch berichtete, hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht letzten Dezember ein Rundschreiben lanciert, dass es Banken und Versicherungen erlauben soll, unter Einhaltung gewisser Voraussetzungen eine Geschäftsbeziehung mit einem Kunden mittels Video oder per Internet aufzunehmen.
Reaktion auf Digitalisierung
Bislang waren Finanzintermediäre durch das Schweizer Aufsichtsrecht gezwungen, dass Kunden etwa bei der Aufnahme von Geschäftsbeziehungen zwingend handschriftliche Signaturen leisten oder sogar persönlich vorsprechen mussten.
Die Finma reagiert damit auf die zunehmende Digitalisierung von Finanzdienstleistungen – und rang sich damit zu einem Schritt durch, den Branchenvertreter wie Duka schon seit Monaten forderten. Der Dukascopy-Chef lobt die Initiative der Aufsicht nun als «revolutionär».
Mängel geortet
Dennoch ortet Duka, der mit seiner Bank von der Schweiz aus weltweit Online-Trading-Dienste anbietet, noch vereinzelt Mängel am Vorgehen der Finma.
- Das Timing: Die von der Finma zur öffentlichen Diskussion der Initiative festgelegte Frist bis zum 18. Januar 2016 erscheint Duka zu kurz. «Ich glaube, dass es gut wäre, diese Frist zu verlängern, damit die Leute sich eine Meinung bilden können und eine Diskussion stattfinden kann», findet er.
- Den Anwendungsbereich: Bisher beschränken sich die geplanten Lockerungen im Finma-Regime auf die Banken in der Schweiz. Die ausschliessliche Beschränkung auf Schweizer Finanzdienstleister würde die Nützlichkeit dieser Initiative leider deutlich reduzieren, warnt der Dukascopy Co-Chef.
- Die technischen Anforderungen: Unter der neuen Regelung verlangt die Aufsicht, dass die Finanzinstitutionen die Echtheitsbestätigung der ursprünglichen Ausweisdokumente auf einer Kopie basierend überprüfen. Das entspreche einer neuen Anforderung, stellt Duka fest.
Eine solche Verfahrensweise erscheint jedoch unverhältnismässig und kontraproduktiv und würde letztlich dazu führen, dass die Arbeit der Banken jener von Grenzschutzbeamten ähnelt, findet der Dukascopy-Co-CEO.«Meines Erachtens fordert keine ausländische Behörde diese Art von technologischen Verfahren, weder zur persönlichen Identifizierung, noch im Fall der Identifizierung via Internet», so Duka weiter.
Ihm scheine deshalb, dass die Versuche, zur ausländischen Konkurrenz aufzuholen ohne dabei ihre Erfahrungen und Vorgehensweisen zu berücksichtigen, zu einem schwerwiegendem Nachteil für Schweizer Finanzinstitutionen führen könnten.