Die britische Grossbank Barclays will offenbar ihr Private Banking markant zurückbauen. Nicht überraschend gerät dabei auch das Schweizer Geschäft in den Fokus.
Noch bevor sich Jes Staley (Bild unten) überhaupt in den Chefsessel gesetzt hat, brodelt bereits die Gerüchteküche bei der britischen Bank Barclays. Der designierte CEO und Ex-UBS-Verwaltungsrat, der im Dezember sein neues Amt antritt, will die Gewinnkraft des von Skandalen und Umstrukturierungen heimgesuchten Geldhauses rasch steigern.
Bereits sickerte auch durch, wie er das tun will. So zitierte die gewöhnlich gut informierte Agentur «Bloomberg» anonyme Quellen, die vor einem bevorstehenden Schnitt in der Vermögensverwaltungssparte wissen wollen. Mit möglichen Folgen auf für die Schweiz, wie finews.ch nun erfahren hat.
Laut «Bloomberg» will sich der 58-jährige Amerikaner Staley nämlich im Wealth Management nur noch auf wenige Kernmärkte konzentrieren. Das seien das Geschäft in den USA und jenes daheim in Grossbritannien, so die Agentur weiter. Hingegen suche Barclays für das Private Banking in Asien, wo den Briten offenbar die kritische Grösse fehlt, nach Käufern.
Verkaufsmandat in Vorbereitung?
Zur Disposition steht nicht nur das Private Banking im asiatischen Boom-Markt, wie finews.ch nun erfahren hat. Sondern auch das Wealth Management in der Schweiz. Laut Investmentbankern bereitet die Barclays Bank (Schweiz) ein Verkaufsmandat für die Wealth-Management-Einheit vor. Damit verdichten sich entsprechende Gerüchte, die schon länger am Markt zu hören waren.
Ein guter Kenner der Operationen der Briten in der Schweiz sagt seinerseits, dass ihn ein Verkauf der Sparte Wealth Management «nicht überraschen» würde. Mit den vielen Führungswechseln in London und auch in der Schweiz (finews.ch berichtete hier und hier) seien Umstrukturierungen in der Einheit zum Dauerzustand geworden.
Das habe zuletzt die gezielte Bearbeitung von Offshore-Märkten und Investitionen ins Wachstum behindert. Das sei umso beunruhigender, als es der Barclays Bank (Schweiz) im Wealth Management tatsächlich an der kritischen Grösse fehle.
Auslandsbanken auf dem Rückzug
Bei Barclays sieht das Francesco Grosoli, Chef für das Wealth und Investment Management in Europa, anders. «Wir bauen auf eine langjährige Bindung zur Schweiz, wo unser Wissen und unsere eigenständigen Bankdienstleistungen eng mit der entsprechenden Wachstumsstrategie verknüpft sind», sagte er gegenüber finews.ch. Barclays sei hier, um zu bleiben, so Grosoli weiter. Dafür stehe auch der neue Leiter für das Schweiz-Geschäft, James Buchanan-Michaelson (Bild unten).
Noch im vergangenen August gab Buchanan-Michaelson zu Protokoll, die hierzulande verwalteten Kundendepots auf rund 28 Milliarden Franken verdoppeln zu wollen, wie auch finews.ch berichtete.
Es ist indessen kein Geheimnis, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Auslandsbanken ihre Zelte in der Schweiz abbrachen, darunter auch einige britische Player wie Coutts, Lloyds Private Banking und Standard Chartered. Strukturkrise und Regulierungswelle zwingen international tätige Banken, sich auf wenige Märkte zu konzentrieren. Das zeitigt Folgen: Laut einer Studie der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) sind allein zwischen 2010 und 2014 nicht weniger als 36 Auslandsbanken aus der Schweiz verschwunden.
Ertrag unter Druck
Hinzu kommt, dass bei Barclays die Vermögensverwaltung unter Druck ist. Laut «Bloomberg» wies das Global Wealth Management von Barclays nun schon das vierte Quartal hintereinander sinkende Erträge aus. Bei der Barclays Bank (Schweiz), die hierzulande neben der Privatbank auch ein Investmentbanking betreibt, sanken die Kundenvermögen 2014 um 5 Prozent auf 11,8 Milliarden Franken; nach einem Verlust von 42 Millionen Franken 2013 konnte das Institut immerhin einen Gewinn von 5 Millionen Franken verbuchen.
Man darf gespannt sein, was Barclays-CEO Staley angesichts dieser Entwicklungen unternehmen wird.