Fast wäre er professioneller Golfspieler geworden. Doch dann entschied er sich für eine andere Karriere. Der Rest ist Geschichte, und seit heute ist Thomas Gottstein der oberste CS-Banker der Schweiz. 

Thomas Gottstein war 21 Jahre alt, als er 1985 an den Golf-Europameisterschaften der Junioren mitmachte. Er schaffte damals das beste Einzelresultat im Feld. Er war sogar besser klassiert als José María Olazábal, Colin Montgomerie oder Jesper Parnevik – alle drei sind heute Profi-Golfspieler und konnten auch schon Masters für sich entscheiden.

Mit einem Handicap von null galt Gottstein damals als einer der besten Golfjunioren Europas. Er hätte damit optimale Voraussetzungen gehabt, eine steile Karriere als Profi-Golfer einzuschlagen. 

Lieber Banking als Golf

Doch Gottstein entschied sich für etwas Anderes – fürs Bankwesen. Er ging an die Universität und stieg 1999 bei der Investmentbank der Credit Suisse ein, wo der zwischen 2002 und 2009 diverse Funktionen im Bereich European Equity Capital Markets inne hatte.

In dieser Zeit arbeitete er auch an einigen bedeutenden Transaktionen mit, darunter die Übernahme von Synthes durch Johnson & Johnson sowie die Börsengänge von Glencore und der Cembra Money Bank.

Vom Investmentbanker zum Private Banker

Dann, vor zwei Jahren, kam der Wechsel ins Private Banking. Er übernahm er von Rolf Bögli das Geschäft mit den sehr vermögenden Privatkunden – den so genannten Ultra-High-Net-Worth-Individuals – in der Schweiz, wie auch finews.ch damals berichtete. 

Und nun folgt der nächste Karriereschritt als Leiter der Schweiz-Einheit der Credit Suisse, die der Bankkonzern bis Ende 2017 partiell an die Börse bringen will. 

Gottstein übergeht dabei Hans-Ulrich Meister, seinen bisherigen Chef, der aus der obersten Führungsetage bei der Credit Suisse überraschend ausscheidet. Paradox: Bis es soweit ist, soll Meister zusammen mit seinem Nachfolger Gottstein die weitere Entwicklung der Schweizer Bank begleiten. Das zumindest erklärte Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam am Mittwoch vor den Medien in Zürich.

Schweiz-Division ausbauen

Gottstein hat ab sofort die Aufgabe, die Schweiz-Division stärker zu positionieren und das hiesige Potenzial abzuschöpfen. Denn laut CEO Thiam ist die Schweiz einer der «attraktivsten Märkte» für die Bank – und müsse folgerichtig ausgebaut werden. 

Dies wird den 51-Jährigen in Herrliberg am Zürichsee wohnhaften Gottstein vermutlich noch mehr vom Golfspielen abhalten. Gegenüber der «Bilanz» sagte er im vergangenen April, dass er nur noch Clubmeisterschaften spiele. Dennoch hat sich sein Handicap über die Jahre nur minimal verschlechtert.

Mit einem Wert von +0,2 Schlägen erreichte er den dritten Rang im jüngsten Golf-Ranking der «Bilanz». Von einer solchen Quote träumen die meisten Banker respektive Golfer ihr Leben lang.

«Golfen ist wie Schwimmen»

Gottstein hat dafür eine simple Erklärung: «Golf ist wie Schwimmen. Wenn man es als Kind einmal gelernt hat, verlernt man es nie mehr», sagte er einst zur «Weltwoche»