Die CS-Chefin in Deutschland, Helene von Roeder, überrascht. Sie fühle sich auf dem fünften Platz der besten Investmentbanken in Deutschland wohl, sagt sie. Von Managern ist man sich andere Töne gewohnt.
Zehn Monate nach ihrem Amtsantritt als Deutschland-Chefin der Credit Suisse (CS) hat Helene von Roeder ihr erstes Interview gegeben. Dass sie sich damit so lange Zeit gelassen hat, erklärte sie der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Artikel online nicht verfügbar) mit dem Satz: «Ich verbringe viel Zeit mit unseren Kunden.»
Sie habe zuletzt Unternehmen wie Daimler, RTL und Ländern wie Abu Dhabi und Russland dabei geholfen, Kapital an den Finanzmärkten aufzunehmen.
Mit dem fünften Platz ist ihr wohl
Da klingt die Investmentbankerin durch, die vor ihrem Job bei der CS schon zwanzig Jahre lang in diesem harten und extrem kompetitiven Gewerbe tätig war. Zehn Jahre davon war sie beim US-Bankriesen Morgan Stanley, eine der drei global führenden Investmentbanken. Zuletzt leitete sie dort das Kapitalmarktgeschäft für Deutschland.
Eine Riesin ist die CS in Deutschland beileibe nicht. Dennoch berichtet von Roeder nun ganz stolz davon, dass es die CS-Investmentbank im ersten Halbjahr 2015 auf den fünften Platz geschafft habe. «Damit fühle ich mich wohl», so die CS-Bankerin und fügt noch an: «Wir wollen nachhaltig auf diesem Rang liegen.»
Neubeginn nach Verkauf des Privatkundengeschäfts
Der fünfte Rang im Investmentbanking als nachhaltiges Ziel? Man müsste jedem Manager Mittelmass vorwerfen bei einer solchen Formulierung. Nun ist Helene von Roeder selber sicher kein Mittelmass, sonst hätte sie nicht diese steile Karriere gemacht und wäre nicht Chefin der CS Deutschland geworden.
Doch möglicherweise ist dies ein Teil des Neubeginns der CS, den der Verkauf des deutschen Privatkunden-Geschäfts an die Bethmann Bank markiert hatte, der von Roeder dazu bringt, einen fünften Platz als zufriedenstellend zu bezeichnen.
Die Bank ist nun in der grössten Volkswirtschaft Europas neu aufgestellt, betreibt Investmentbanking und Asset Management, vor allem mit Immobilienfonds. Reiche deutsche Privatkunden werden nach Zürich verwiesen, mit ihnen hat von Roeder wenig zu tun.
Nachhaltig profitabel
Die schlankere CS schreibt dafür nun Gewinn in Deutschland. Schon 2013 resultertiere ein positives Ergebnis von knapp 5 Millionen Euro, nach einer langen Reihe von zweistelligen Millionenverlusten.
Heute sei die CS «nachhaltig profitabel, und unsere heutige Aufstellung bietet eine gute Plattform für weiteres Wachstum», sagt von Roeder weiter.
Weitere Abbaupläne gebe es nicht. Die studierte Astrophysikerin stiess bei ihrem Amtsantritt in eine Art Führungsvakuum, nachdem der frühere Chef Michael Rüdiger die CS bereits 2012 in Richtung Deka Bank verlassen hatte.
Personeller Ausbau
Aber offenbar hat sich von Roeder gut eingefügt. In ihrer Rolle leitet sie auch die Geschicke der CS in Zentraleuropa.
Es folgte kein Exodus von deutschen CS-Führungskräften nach ihrem Antritt. Stattdessen hat sie begonnen, das Asset Management wie auch die Investmentbank personell aufzubauen.
Im Oktober startet Jürgen Schlangenotto in Frankfurt und wird Kunden aus der Industrie betreuen. Er kommt von der BNP Paribas.
Eigener Wikipedia-Eintrag
Persönliches erfährt man aus dem Interview in der «FAZ» wenig – von Roeder will Berufliches von der Privatsphäre getrennt haben.
Nur soviel: Die 44-Jährige stammt aus einer Managerfamilie. Ihr Vater Max Dietrich Kley war Finanzchef BASF, ihr Onkel Karl-Ludwig Kley ist Chef des Pharmakonzerns Merck. Das ist von Roeders Wikipedia-Eintrag zu entnehmen.
Um die Kinder kümmert sich der Ehemann
Sie ist Mutter von drei Kindern, und es ist ihr Mann, der früher bei der Deutschen Bank tätig war, der sich vorrangig um den Nachwuchs kümmert. Allerdings stammt diese Information nicht von von Roeder direkt, sondern aus ihrem Umfeld.
Sie selber habe, als das Gespräch auf die Kinder gekommen sei, schnell die Rückkehr aus der Privatsphäre ins Berufliche angemahnt.