Die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken nimmt bezüglich der von der SNB auferlegten Negativzinsen kein Blatt vor den Mund. Die Wirkung dieser Massnahme wird in der Luft zerrissen. Kein Wunder: Sie kostet die Vermögensverwalter hunderte Millionen.
Aus der Privatbanken- und Vermögensverwalterbranche sind nach der Einführung der Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) verschiedentlich sehr kritische Bemerkungen über die Massnahme gefallen.
Die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) stösst in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht nochmals in aller Deutlichkeit nach. Nicht, dass die SNB Negativzinsen erhebt, ist Kritikpunkt. Sondern die Art und Weise.
Die VSPB sieht durch die auferlegten Bedingungen, zu welchen der Zins von 0,75 Prozent auf den Girokontoguthaben der Banken erhoben wird, «grössere Wettbewerbsverzerrungen innerhalb des Bankensektors». Der Zins sei wie eine «Steuer», welcher weder die Gross- noch die Kantonalbanken unterliegen, dafür aber die Vermögensverwalter.
Grosse Akteure profitieren
Die Höhe dieser Steuer: 700 Millionen Franken. Soviel zahlen die betroffenen Banken jährlich an Negativzins. Und betroffen sind in erster Linie die Privatbanken.
Die Gründe sind bekannt: Privatbanken horten hohe Reserven, während Kreditinstitute oder Universalbanken ihre Liquidität in Kredite lenken können.
Rein formal sei die SNB-Regel eines Freibetrags, der sich auf das zwanzigfache der verlangten Mindestreserven beläuft, für alle Institute gleich. Doch in der Praxis «verstärkt sie den Wettbewerbsvorteil bestimmter und vor allem sehr grosser Akteure gegenüber anderen», so die VSPB.
Gewinne werden halbiert
Die Privatbanken seien aus diesem Grund bei der SNB vorstellig geworden und hätten um Abhilfe ersucht. «Leider erhielten sie eine unmissverständliche Absage», so die VSPB. Sie geht davon aus, dass sich aufgrund der hohen Beträge, die auf dem Spiel stünden, die Nettogewinne der Banken auf die Hälfte verringerten.
Die einzelnen Privatbanken reagierten unterschiedlich auf den Negativzins: Zahlreiche Institute wälzten ihre Kosten direkt auf die Kundschaft ab. Mancher Kunde habe deswegen Vermögen abgezogen. Einige seien sogar soweit gegangen, Banknoten zu bestellen und sie selbst zu horten.
Zweck völlig verfehlt
Ihre Kritik schliesst die VSPB mit der Überlegung ab, ob der Negativzins überhaupt das zweckmässige und zielgerichtete Mittel sei, um der Frankenaufwertung entgegen zu wirken. Die Antwort ist entsprechend klar: Der Euro sei nach Ansicht der SNB nach wie vor deutlich unterbewertet.
Also seien die Negativzinsen «offensichtlich kein ausreichendes Mittel zum Zweck.» Dass Schweizer Bankkunden einfach ihre Konten zu anderen Instituten verlagerten, welche diese «Steuer» nicht entrichten müssten, zeige, dass die Negativzinsen umgangen werden könnten.
Ausländische Anleger kümmert es nicht
Und sie verfehlten auch bei ausländischen Anlegern ihre Wirkung, obwohl diese in weit höherem Masse zur Frankenaufwertung beitrügen als Schweizer Anleger. «Wer eben rund 15 Prozent Wechselkursgewinne eingesteckt hat, lässt sich von einer Steuer von jährlich 0,75 Prozent nicht gross beeindrucken.»