Der CEO der Credit Suisse hat etwas gesagt, was er längst hätte sagen müssen. Darum scheint ein Rücktritt vorderhand auch kein Thema mehr zu sein.
Vielleicht sind es die roten Zahlen im zweiten Quartal 2014, verursacht durch die Rekordbussenzahlung im US-Rechtsstreit, die Brady Dougan zu diesem Wortlaut bewegt hat. Oder vielleicht hat er nur eine passende Gelegenheit abgewartet, um die längst fälligen Worte doch noch auszusprechen – nachdem so viel Schelte über ihn und Urs Rohner niedergegangen war.
Gemäss Medienmitteilung vom Dienstag sagte: «Wir haben im vergangenen Mai eine abschliessende Einigung bezüglich aller ausstehenden Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem grenzüberschreitenden US-Geschäft bekannt gegeben. Damit hat die Credit Suisse ihren bedeutendsten und langwierigsten Rechtsfall beigelegt. Wir bedauern das Fehlverhalten, das dieser Angelegenheit zugrunde lag, ausserordentlich und übernehmen dafür die Verantwortung».
CS-Angestellte warteten bislang vergeblich
Der CEO übernimmt Verantwortung. Ja, genau: Der CEO übernimmt Verantwortung. Damit es nochmals gesagt ist. Darauf hatten die Angestellten der CS bislang vergeblich warten müssen.
Zur Erinnerung: Nachdem die US-Busse von 2,6 Milliarden Franken gesprochen und die Credit Suisse in den USA als kriminelle Organisation abgeurteilt worden war, hatten sich sowohl Dougan wie auch Rohner in zahlreichen Interviews zwar geäussert. Um die Verantwortungsfrage hatten sie sich aber gedrückt.
Nichts gewusst, also nicht verantwortlich
Stattdessen verwiesen sie auf ihre «weisse Weste» und erklärten, sie hätten von den strafbaren Handlungen im Offshore-Geschäft mit US-Kunden nichts gewusst. Weil sie keine Schuld treffe, müssten sie auch keine Verantwortung für diese Handlungen übernehmen. Sie seien einzig dafür verantwortlich, den CS-Konzern weiterzuführen. Sukkurs erhielten sie dabei von der Finma, welche die CS-Führung reinwusch.
Rohner wie Dougan waren für diese Haltung in der Schweiz wie auch international harsch kritisiert worden. Ein Mangel an Ehre wurde ihnen in der «Financial Times» (hinter der Paywall) attestiert und die «Neue Zürcher Zeitung» kritisierte die «uneinsichtigen Manager», die keine Eigenverantwortung übernehmen und sich an ihre Posten klammerten.
Rücktritt: Wohl kein Thema
Zumindest Brady Dougan ist nun deutlich von seiner Verteidigungslinie deutlich abgewichen und hat erstmals die Worte «Verantwortung übernehmen» in direktem Zusammenhang mit dem Fehlverhalten der CS in den USA verwendet.
Ein möglicher Rücktritt, der sowohl von Dougan wie von Rohner ebenfalls gefordert worden war, steht damit zwar noch immer im Raum, scheint aber kein Thema zu sein. Ein Rücktritt, so die mögliche Lesart in der Öffentlichkeit, käme einem Schuldeingeständnis gleich, was beide aus nachvollziehbaren Gründen verhindern möchten.
Denn eine direkte Schuld für die Steuerhinterziehungspraxis im US-Offshoregeschäft kann ihnen nicht nachgewiesen werden. Dougan hatte als Chef der Investmentbank in der fraglichen Zeit bis 2007 kaum Berührungspunkte mit dem Wealth Management. Und Rohner hatte 2006 die Überprüfung des grenzüberschreitenden Geschäfts angeordnet, welche 2008 zum Ausstieg führte.