Was geschieht mit der UBS-Investmentbank? US-Aktionär Knight Vinke beharrt auf einer Abspaltung. Sowohl Sergio Ermotti wie Jürg Zeltner widersprechen.
In New York wiederholte UBS-Konzernchef Sergio Ermotti gestern, dass die eingeschlagene Strategie einer «fokussierten Investmentbank» richtig sei. Vor Investoren nannte er die geplante Zurückstutzung der Investmentbank auf einen Dienstleister fürs Wealth Management «das richtige Modell, um den langfristigen Erfolg von UBS voranzutreiben» – so ein Bericht von «Bloomberg».
Es liege aber auch nicht im Interesse der Aktionäre, den Abbau von Geschäftsbereichen durch Verkäufe zu beschleunigen, sagte Ermotti weiter: Er würde Kapital zerstören, wenn er jetzt beispielsweise Derivategeschäfte zu gedrückten Preisen abstossen würde.
Fast zeitgleich äusserte sich Jürg Zeltner zur gleichen Frage. Auch der Vermögensverwaltungs-Chef der UBS schilderte die neue, stromlinienförmige Investmentbank als entscheidenden Erfolgsfaktor.
Wieso soll ich die Wallstreet bezahlen?
Am «Reuters Global Wealth Management Summit» in Genf erklärte Zeltner, dass seine Wealth-Management-Division heute viel mehr Dienstleistungen der Investmentbank verwende als früher: «Ich habe das Makro-Research aufgegeben, ich habe das Research für einzelne Aktien aufgegeben, und ich kriege alles von der Investmentbank», so Zeltner laut «Reuters». «Wir haben absolut keinen Anreiz, die Wallstreet zu bezahlen, wenn wir uns selber bezahlen können.»
Die UBS-Spitze befindet sich hier bekanntlich zwischen widerstreitenden Interessen. Der Asset Manager Knight Vinke, ein Aktionär der Grossbank, fordert beispielsweise die vollständige Abstossung der Investmentbank – eine Lösung, die noch radikaler wäre als der geplante Abbau.
Auf der anderen Seite kursierte jüngst der Verdacht in der Branche, dass die UBS nun doch wieder Abstriche macht und die angekündigten Reduktionen der Problemdivisonen nicht voll durchzieht. Laut einen neuen Analysepapier von Société Générale darf man bezweifeln, dass die UBS den FICC-Bereich tatsächlich so stark herunterfährt wie versprochen.
«An accident waiting to happen»
Die Message von Ermotti wie Zeltner lautet jetzt also: Nichts da, wir fahren weiter wie gehabt.
Nötig wurde diese Botschaft vielleicht auch, weil Knight Vinke dabei bleibt. Der US-Hedge-Fund hat inzwischen eine 50seitige Präsentation erarbeitet, in der er seine Position bekräftigt (nicht öffentlich greifbar, thematisiert von William Wright in in «Financial News»).
Die Argumentation:
- 1. Die UBS Investmentbank ist weiterhin unfallanfällig – «an accident waiting to happen»
- 2. Die UBS ist mit der Investmentbank zu komplex.
- 3. Die erwähnten Synergien zwischen Investmentbank und Wealth Management werden übertrieben.
- 4. Die Schweizer Kapitalanforderungen machen es einfach zu teuer, eine Investmentbank erfolgreich zu führen.
- 5. Die UBS kann das Potential ihres Wealth Management nur entfalten, wenn sie die Investmentbank abstösst und sich der entsprechenden Verpflichtungen entledigt.
Am «Wealth Management Summit» von Reuters machte Jürg Zeltner übrigens auch Andeutungen, dass man durchaus auch auf Freiersfüssen sei: Das UBS-Private-Banking suche konstant nach Akquisitionsmöglichkeiten. Aber man habe auch strenge Kriterien bezüglich Preis, Strategie und passender Kultur.
«Natürlich sind wir auf dem Markt», so Zeltner laut «Reuters». Die Priorität sei aber, «dass wir organisch wachsen wollen.»