Der Verwaltungsrat sei machtlos gegenüber der kriminellen Energie eines Einzelnen: Dies sagt der Vizepräsident zu den Vorwürfen gegen sein Unternehmen.
Dass ein Direktor hinter dem Rücken des Unternehmens eine derartige kriminelle Aktivität entwickle – dies habe ein Verwaltungsrat nicht sehen können: Mit diesen Worten geht Manuel Brandenberg (Bild), der Verwaltungsrats-Vizepräsident, auf Distanz zu den Vorwürfen, die in Italien gegen die RothsInvest Asset Management AG erhoben wurden.
Im Zentrum der Vorwürfe: Robert Da Ponte, ein Direktor der RothsInvest Asset Management AG, Zürich, mit Kollektivunterschrift zu zweien. Er tauchte Mitte Mai unter, jetzt wird er von den italienischen Behörden gesucht. Mehrere hundert Menschen seien um bis zu 250 Millionen Euro geprellt worden, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft Florenz (mehr dazu hier).
Gefälschte Unterschriften
Bald nach Da Pontes Verschwinden hätten sich italienische Kunden in Zug gemeldet, so Brandenberg: Die Personen wiesen Zertifikate mitsamt Briefkopf von Rothsinvest vor – offensichtlich gefälschte Wertpapiere, auf denen ihnen im Namen des Schweizer Unternehmens sichere Renditen von 10 Prozent versprochen worden waren.
Robert Da Ponte war seit 2006 Direktor der Rothsinvest in Zug; Manuel Brandenberg amtiert seit der Gründung 2002 als Verwaltungsrat des Asset-Management-Unternehmens.
Schweizer Adresse, schöne Visitenkarte
«Wir müssen nun vermuten, dass Da Ponte jahrelang hinter dem Rücken des Verwaltungsrates solche Geschäfte betrieb», sagt Brandenberg. «Das Unternehmen wurde offenbar missbraucht als schöne Visitenkarte.»
Deshalb habe der Verwaltungsrat nun selber Strafanzeige gegen seinen ehemaligen Direktor eingereicht, und zwar bei der zuständigen Strafbehörde; bei welcher, dürfe man nicht präzisieren.
Das Aufsichtsgremium habe taugliche Organisationsreglemente gehabt und hätte Vorkehrungen getroffen, um Missbräuche zu vermeiden, so Brandenberg: Aber wenn jemand so hohe kriminelle Energie aufbringe, wie sie die Staatsanwaltschaft in Florenz nun beim ehemaligen Rothsinvest-Chef vermutet, sei auch ein Verwaltungsrat machtlos. Er selber, so Manuel Brandenberg, sei zwei der in Italien Verhafteten kurz begegnet, dem einen vor vielen Jahren, dem anderen kurz vor dem Abtauchen von Robert Da Ponte.
Von Nathan zu Nathaniel Rothschild
Kritisch erscheint obendrein, dass Robert Da Ponte offensiv mit dem guten Namen der Rothschilds hausierte und falsche Beziehungen zwischen Rothsinvest und den berühmten Bankiersdynastien vorgaukelte; was sich umso einfacher bewerkstelligen liess, als mit Nathan Rothschild ein Träger dieses Namens als Verwaltungsrats-Präsident amtiert.
Doch auch diese Bezüge seien ohne Wissen und Einverständnis des Verwaltungsrats hergestellt worden, sagt Manuel Brandenberg. Da Ponte habe absichtlich die Namensidentität von VR-Präsident Nathan Rothschild, einem Rechtsanwalt aus Zürich, und dem bekannten Bankier Nathanel Rothschild verwendet.
Für die Zukunft der Rothsinvest gibt sich Brandenberg skeptisch: Die bestehenden Kunden seien verständlicherweise nicht erfreut über die Vorwürfe, welche nun erhoben wurden. Das Unternehmen, das im klassischen Vermögensverwaltungsgeschäft tätig sei, werde womöglich nun büssen. «Zu befürchten ist, dass wir die Gesellschaft liquidieren müssen.»
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