Die Aktien der grossen US-Technologieunternehmen haben ein «sagenhaftes» Jahr hinter sich – dank der Euphorie um das Potenzial der Künstlichen Intelligenz. Doch es gibt valable Argumente, dass die Rally zu einer Überbewertung geführt hat.
2024 war global betrachtet ein gutes Aktienjahr – und in den USA mit einem Plus von 25 Prozent (MSCI, auf Frankenbasis sogar 34,8 Prozent) fast zu gut, nicht zuletzt angesichts der bis auf eine Ausnahme (2022) bereits sehr einträglichen Vorjahre.
José Antonio Blanco, CIO Drittkundengeschäft Schweiz und Leiter Multi-Asset-Management, begründete seine Vorsicht bei der Präsentation des Wirtschaftsausblicks von Swiss Life Asset Managers am Dienstag in Zürich damit, dass die Aktienmarkthausse v.a. von den «Magnificent 7» getrieben werde, den «sagenhaften» sieben grossen US-Tech-Unternehmen Apple, Nvidia, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla.
«Magnificent-7» dominieren die Aktienbörsen
«Weil der US-Markt über 70 Prozent der Weltmarktkapitalisierung ausmacht, sind Aktien gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) weltweit teuer. Ohne diese sieben Aktien läge aber das KGV der US-Large-Caps nur auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau», gibt Blanco zu bedenken.
Nun muss es nicht per se verdächtig sein, wenn einige gewichtige Aktien den Gesamtmarkt dominieren – schliesslich bestimmt auch hierzulande eine Handvoll von Schwergewichten die Entwicklung des Blue-Chip-Barometers SMI.
Wie nachhaltig ist die Rally?
Aber die Frage, wie nachhaltig die Kurssteigerung ist, wenn sie von wenigen Titeln abhängt, liegt natürlich nahe. Die hohe Bewertung wird meist damit begründet, dass die sieben Unternehmen exzellent positioniert sind, um das grosse Potenzial zu realisieren, das Anwendungen der Artificial Intelligence (AI) respektive der Künstlichen Intelligenz (KI) bieten.
Blanco geht aber davon aus, dass KI kein gutes Argument darstellt, um die hohe Bewertung zu rechtfertigen.
Wie gross ist der Beitrag von KI zum Wachstum?
Erstens seien die Auswirkungen von KI auf Wachstum und Gewinne von Unternehmen sehr schwer zu prognostizieren und auch die Erwartungen, was KI der Gesamtwirtschaft bringt, recht unterschiedlich. Das zeigt die grosse Spannbreite der Schätzungen des Wachstumsbeitrags von KI, die bis 2034 von vernachlässigbar bis zu jährlich 2 Wertschöpfungsprozentpunkten reichen.
Zweitens stehe die Weiterentwicklung der Technologie vor erheblichen technischen, wirtschaftlichen und politischen Hürden. Blanco nennt den extrem hohen Energiebedarf, den enormen Bedarf nach zusätzlichen Daten, die rasant steigenden Kosten (welche die Wirtschaftlichkeit von Anwendungen in Frage stellen) und die zunehmende Regulierung.
Wer kennt heute die Gewinner von morgen?
Drittens zeige die Erfahrung, wie schwierig es sei, die Gewinner eines technologischen Durchbruchs frühzeitig zu identifizieren. Blanco erinnert an das Schicksal des einstigen «Überfliegers» Intel.
KI werde schon länger eingesetzt, aber der grosse Produktivitätsgewinn stehe noch aus, führt er in der Diskussion aus. «Noch ist KI nicht wirklich intelligent.»
«Irgendwann» wird eine Korrektur erfolgen
Blanco lässt sich aber in Bezug auf den Zeitpunkt für eine Korrektur nicht auf die Äste hinaus. «Irgendwann wird die hohe Bewertung der Magnificient 7 von den Investoren nicht mehr akzeptiert werden.» Wenn der Punkt aber erreicht ist, wird dies aufgrund des hohen Gewichts der USA an den Aktienmärkten weltweit zu spüren sein.
Für 2025 sind die Aussichten an den Aktienbörsen aber trotz des Damoklesschwerts einer dräuenden Korrektur nicht schlecht. Viele Segmente des Aktienmarktes sind im Urteil von Swiss Life Asset Managers attraktiv bewertet – die Anlagespezialisten rechnen daher mit einer «soliden, positiven Aktienmarktrendite, die allerdings tiefer als 2024 ausfallen dürfe».