Angesichts der bevorstehenden Veränderungen in der britischen Steuerpraxis ziehen viele vermögende Leute in Betracht, das Vereinigte Königreich endgültig zu verlassen und sich in geschäftsfreundlicheren Jurisdiktionen niederzulassen, sagt Tony Müdd vom britischen Vermögensverwalter St. James’s Place.

Am 30. Oktober 2024 wird im Vereinigten Königreich eine Reihe von Steueränderungen erwartet, die den sogenannten Non-Dom-Status und die Erbschaftssteuer (IHT) betreffen, dies als Teil umfassenderer Pläne der Labour-Regierung, bis zu 20 Milliarden Britische Pfund (umgerechnet knapp 23 Milliarden Franken) einzunehmen.

Laut dem in Grossbritannien ansässigen Vermögensverwalter St. James’s Place Wealth Management sollen «Non-Doms» nach vier Steuerjahren Aufenthalt im Land verpflichtet sein, Steuern auf weltweite Einkünfte und Gewinne zu zahlen, wodurch das Konzept der Besteuerung auf Basis der Remittance-Regelung effektiv abgeschafft wird. Auch der IHT-Schutz für Trust von «Non-Doms» wird wegfallen.

Regionale Reaktion

St. James’s Place stellt weiter fest, dass vor allem Asiaten ihren Steuerwohnsitz im Vereinigten Königreich überdenken. «Viele unserer Kunden aus Asien treffen bereits Vorkehrungen, um dauerhaft ausserhalb Grossbritanniens zu leben. Sie lassen sich beraten, um die Grenzen für Besuche im Vereinigten Königreich zu verstehen und so nicht steuerpflichtig zu werden», sagt Tony Müdd, Divisions-Direktor – Entwicklung & Technische Beratung bei St. James’s Place.

«Diejenigen, die ihre Pläne beschleunigen, um dauerhaft ausserhalb Grossbritanniens zu leben, werden wahrscheinlich geschäftsfreundliche Jurisdiktionen mit wettbewerbsfähigen Steuersystemen wie Hongkong und Singapur in Betracht ziehen. Diese Jurisdiktionen könnten langfristig wirtschaftlich profitieren, da Spitzenverdiener ihre neuen Steuerwohnsitze dort gründen», so Müdd weiter.

Was kommt als Nächstes?

Trotz des anstehenden Paradigmenwechselt empfielt Müdd vorerst, einfach abzuwarten. «Praktisch gesehen ist die Antwort für die meisten Menschen, jetzt nichts zu tun. Es ist selten weise, grosse finanzielle Entscheidungen auf Vermutungen zu stützen oder sich von steuerlichen Überlegungen leiten zu lassen.»

Darüber hinaus fügt er hinzu, dass es eine fünfmonatige Übergangsfrist geben werde, um die Lage zu bewerten, da die Änderungen erst mit Beginn des Finanzjahres 2024-25 in Kraft treten würden.

Alles andere als langweilig

«Vielleicht gibt es nur eine Ausnahme zur Regel, und zwar für ‹Non-Doms›, die in das Vereinigte Königreich zurückkehren wollen und voraussichtlich der Erbschaftssteuer unterliegen werden. Da könnte es sich lohnen, einen Trust vor dem Haushaltsplan in der Hoffnung zu errichten, dass die Regelungen nicht rückwirkend gilt. Für alle anderen heisst es: Abwarten. Das Einzige, was ich vor dem 30. Oktober 2024 garantieren kann, ist, dass die diesjährige Haushaltsdiskussion alles andere als langweilig sein wird», so Müdd.