Die US-Finanzministerin sprach auf einer Konferenz über Bank-Runs, Finanzstabilität und die notwendigen Massnahmen zur Sicherung derselben. Dabei bezog sie sich auch auf die Lehren aus dem Niedergang der ehemals bedeutenden Schweizer Grossbank.

Für viele wirkt der Fall der Credit Suisse schon wie eine Angelegenheit aus dem Jahr 2023. Der Name verschwindet zunehmend aus dem internationalen Blickfeld und wird immer häufiger durch die Marke der letzten grossen verbliebenen Schweizer Bank – UBS – ersetzt.

Zur Erinnerung: Zu Beginn der Krise im vergangenen Jahr wurde UBS von der Schweizer Regierung in die Rolle eines weitgehend unfreiwilligen, temporären Retters gedrängt. Die Auswirkungen dieses Schrittes sind weiterhin ein Thema, das finews.asia regelmässig ausführlich kommentiert und analysiert.

Wichtige Lehren

Dies bedeutet jedoch nicht, dass Zentralbanken und Regierungsbeamte weltweit das gesamte Fiasko nicht als eine bedeutende Lektion für das Bank- und Finanzwesen betrachten. Die jüngsten Äusserungen zu diesem Thema stammen von niemand Geringerem als der US-Finanzministerin Janet Yellen.

In einer Rede auf der US Treasury Market-Konferenz ging Yellen zunächst auf die Bank-Runs ein, die bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank zu beobachten waren. Sie betonte, dass diese in ihrer Geschwindigkeit und Grössenordnung «historisch gesehen besonders aussergewöhnlich» verliefen.

Bedeutende Kapitalströme

Der Fall der Credit Suisse verdeutlicht jedoch, dass Risiken «nationale Grenzen nicht respektieren», da viele der grössten Finanzinstitute global agieren und somit erhebliche grenzüberschreitende Kapitalströme verursachen.

«Der Zusammenbruch der Credit Suisse hat uns letztes Jahr eindringlich daran erinnert, wie wichtig eine starke internationale Koordination und insbesondere ein gut funktionierendes internationales Rahmenwerk für Sanierung und Abwicklung ist», erklärte sie.

Engere Zusammenarbeit

Yellen betonte, dass das US-Finanzministerium weiterhin intensiv mit anderen Rechtssystemen «vor, während und nach» Phasen finanzieller Instabilität zusammenarbeitet. Ein zentraler Aspekt dieser Bemühungen besteht darin, sicherzustellen, dass die Politiken der EU, des Vereinigten Königreichs und Indiens vollständig verstanden und berücksichtigt werden.

Schnell und entschlossen

Besonders hervorzuheben ist, dass Yellen unterstrich, dass bei der Krisenbewältigung die Ziele – und Erwartungen – klar definiert sein müssen.

Zwischen den Zeilen gelesen, scheint der Begriff «Erwartungen» hier eine zentrale Rolle zu spielen. Obwohl es nicht explizit gesagt wurde, deutet dies möglicherweise auf eine indirekte Warnung hin: Sollten andere Akteure bei ersten Anzeichen von Spannungen nicht schnell und entschlossen handeln, könnten sie sich auf energische E-Mail-Fluten und eindringliche Zoom-Anrufe von US-Vertretern gefasst machen. Diese könnten auf mögliche Sanktionen im für viele kritischen nordamerikanischen Markt hinweisen, falls nicht angemessen auf drohende Schäden reagiert wird.

Explizite Forderungen

Yellen betonte zudem, dass Fragen der Finanzstabilität bei den Gesprächen mit China im Mittelpunkt standen und die gemeinsam mit der Chinesischen Volksbank (PBOC) geleitete Arbeitsgruppe die Koordination in Krisenzeiten erleichtert habe.

Ein niemals endendes Unterfangen

Zum Abschluss ihrer Rede gab Yellen einen Denkanstoss: Die Arbeit am Aufbau eines widerstandsfähigeren Finanzsystems werde niemals abgeschlossen sein.

«Wir werden niemals einfach den Sieg verkünden können. Erfolge sind oft schwer greifbar, da sie darin bestehen, potentielle Krisen abgewendet zu haben. Dies macht sie jedoch nicht weniger bedeutend», sagte sie.